Check-up ab 35: Was wird gemacht?
Mehr für die Gesundheit tun und die Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen: Männer und Frauen haben nach Vollendung des 35. Lebensjahres alle drei Jahre Anspruch auf eine Gesundheitsuntersuchung. Diese wird auch "Check-up 35" genannt und dient der Früherkennung von Risikofaktoren und ersten Anzeichen für häufige Krankheiten, wie Diabetes mellitus, Herz-Kreislauf- oder Nierenerkrankungen. Was wird beim Check-up 35 gemacht, welche Arztpraxis ist dafür die richtige Anlaufstelle und wer trägt die Kosten? Von Blutwerten bis zum Impfstatuts – wir liefern Ihnen die wichtigsten Informationen zum Gesundheits-Check.
Was beinhaltet der Check-up ab 35?
Der Basis-Gesundheits-Check soll einen Überblick über den aktuellen Gesundheitszustand geben und gleichzeitig mögliche Risikofaktoren ermitteln. Dazu werden folgende Leistungen durchgeführt:
- Anamnese (Gespräch zwischen Arzt*Ärztin und untersuchter Person)
- körperliche Untersuchung (auch klinische Untersuchung genannt)
- Urin- und Blutuntersuchung
- Ermittlung von Risk-Charts
- Überprüfung des Impfstatus
- ärztliche Beratung
Viele Praxen geben für die Untersuchungen eine Dauer von 30 bis 60 Minuten an.
Anamnese
Zu Beginn des Check-up 35 wird mit dem*der Arzt*Ärztin ein Gespräch zu eventuell vorliegenden Erkrankungen und den generellen Lebensgewohnheiten geführt. Dabei geht es beispielsweise um die Ernährung, um körperliche Betätigung, den Konsum von Genussmitteln wie Alkohol oder Zigaretten oder die Stressbelastung.
Auch die Krankengeschichte der engeren Familie wird erhoben. Individuelle Risiken, die sich aus der genetischen Veranlagung ergeben können, wie ein gegebenenfalls erhöhtes Risiko für schwarzen Haut- oder Brustkrebs, werden so berücksichtigt.
Körperliche Untersuchung
Eine umfassende körperliche Untersuchung gehört ebenfalls zum Check-up ab 35:
- Abhören von Lunge, Herz und Halsschlagader, da ungewöhnliche Geräusche auf gesundheitliche Beeinträchtigungen hindeuten können
- Abtasten und Abklopfen von Brustkorb und Bauchraum, inklusive des die Nieren umgebenden Bereichs (Nierenlager)
- Messung des Blutdrucks und des Fußpulses, letzterer kann Hinweise auf Durchblutungsstörungen in Beinen und Füßen geben
- Untersuchung der Haut und der anderen Sinnesorgane
- Überprüfung der Beweglichkeit
- Messung von Körpergröße und Körpergewicht
- bei Männern ab 65 Jahren aufgrund erhöhten Risikos: einmalige Ultraschalluntersuchung, um ein Aneurysma der Bauchschlagader zu erkennen
Welche Urin- und Blutwerte werden erhoben?
Bestandteil des Check-ups ab 35 sind die Untersuchung von Blut und Urin. Zum Bluttest müssen Sie nüchtern in die Praxis kommen. Das heißt, etwa acht bis zehn Stunden vor dem Termin dürfen Sie nichts mehr essen und trinken, ausgenommen von Wasser, schwarzem Kaffee oder ungesüßtem Tee. Die Einnahme von Medikamenten ist in der Regel unproblematisch. Holen Sie sich zur genauen Vorbereitung auf den Termin am besten Rat in der Arztpraxis.
Das bedeuten die Blutwerte im Überblick:
- Blutzucker (Glukose): Ein erhöhter Blutzuckerspiegel kann ein Zeichen für die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) sein. Normale Werte: Nüchternblutzucker: unter 100 Milligramm pro Deziliter Blut (mg/dl).
- Cholesterin (CHOL): Cholesterin kommt in zwei Komponenten vor: Das "gute" HDL-Cholesterin transportiert die Blutfette aus dem Körpergewebe und bietet einen gewissen Schutz vor Arteriosklerose. Das "schlechte" LDL-Cholesterin lagert sich an den Arterienwänden ab und erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Beim Routine-Check werden das Gesamtcholesterin, das HDL- und das LDL-Cholesterin im Blut bestimmt. Normale Werte HDL: bis 65 mg/dl Blut (Frauen) und bis 55 mg/dl Blut (Männer), normale Werte LDL: bis 160 mg/dl Blut, normale Werte Gesamtcholesterin: bis 220 beziehungsweise ab 40 Jahren bis 240 mg/dl Blut
- Triglyceride (TG): Triglyceride zählen zu den Blutfetten. Besonders in Kombination mit einem hohen LDL-Cholesterinspiegel sind hohe Triglyceridwerte ein Risikofaktor für Arteriosklerose und damit Erkrankungen wie die Koronare Herzkrankheit. Normale Nüchternwerte: bis 200 mg/dl Blut.
- HBs-Antigene und HCV-Antikörper: Einmalig wird das Blut im Rahmen des Check-ups auf Antigene und Antikörper untersucht, die auf eine bestehende oder überstandene Hepatis-B- oder Hepatitis-C-Infektion hinweisen können.
Folgende Laborwerte werden im Urin bestimmt:
- Rote Blutkörperchen (Erythrozyten): Die roten Blutkörperchen transportieren den Sauerstoff von der Lunge in den ganzen Körper. Ist ihre Anzahl im Blut erhöht, liegt eine Hämaturie vor. Diese kann durch zahlreiche Erkrankungen, wie Entzündungen, Harnsteine oder selten Tumoren ausgelöst werden. Normale Werte: maximal fünf rote Blutkörperchen pro Mikroliter Urin.
- Weiße Blutkörperchen (Leukozyten): Die weißen Blutkörperchen spielen eine wichtige Rolle bei der Abwehr von Krankheitserregern. Eine erhöhte Leukozytenzahl im Urin weist meistens auf eine Infektion oder Entzündung der Nieren oder der Harnwege hin. Normale Werte: maximal fünf Leukozyten pro Mikroliter Urin.
- Nitrit: Nitrit im Urin weist auf eine bakterielle Infektion der Harnwege hin, da Bakterien Nitrit als Stoffwechselprodukt herstellen. Bei gesunden Menschen ist kein Nitrit im Urin nachweisbar.
- Protein (Eiweiß): Die erhöhte Ausscheidung von Eiweiß im Urin kann Hinweis auf eine Nierenerkrankung sein. Kurzfristig kann die Eiweißausscheidung aber auch durch Erkrankungen wie Fieber oder durch Stress erhöht sein. Der Wert sollte also ein zweites Mal in zeitlichem Abstand bestimmt werden, wenn es zu Auffälligkeiten kommt. Normalwerte: maximal 300 Milligramm in 20 Millilitern des zweiten Morgenurins.
Manche Krankenkasse bieten zudem die Übernahme weiterer Untersuchungen an, wie die Erhebung der Harnsäure-, Kreatinin- oder Leberwerte. Erkundigen Sie sich hier bei Ihrer zuständigen Krankenkasse. Auf eigene Kosten sind diese Untersuchungen in der Regel immer möglich.
Ermittlung von Risk-Charts
Da Herz-Kreislauf-Erkrankungen weltweit zu den häufigsten Todesursachen gehören, wird beim Check-up 35 ein besonderer Wert auf mögliche Risikofaktoren gelegt. Diese ermittelt der*die Arzt*Ärztin anhand von Werten wie Körpergewicht, Geschlecht, Ernährung, Blutdruck, Alkohol- oder Zigarettenkonsum sowie bestehenden Vorerkrankungen.
Ergibt sich daraus ein hohes Risiko für die betroffene Person, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, kann dem durch entsprechende Maßnahmen frühzeitig entgegengewirkt werden.
Erhebung des Impfstatus
Im Rahmen des Check-up 35 wird auch der aktuelle Impfstatuts kontrolliert. Dadurch kann festgestellt werden, ob Impfungen fehlen oder aufgefrischt werden sollten. Auch eine Beratung zu optionalen Impfungen (wie der Grippe- oder Gürtelrose-Impfung) kann stattfinden.
Abschließendes Beratungsgespräch
Im Anschluss an den Gesundheits-Check-up erfolgt ein Beratungsgespräch. Dies findet meist einige Tage nach der Untersuchung statt, wenn die entsprechenden Laborwerte vorliegen.
Der*die Arzt*Ärztin informiert in diesem Gespräch über die Ergebnisse und klärt über mögliche gesundheitliche Folgen auf. Abhängig von den individuellen Befunden und den ermittelten Risikofaktoren erfolgen beispielsweise Tipps zur Änderung der Ernährung oder Lebensweise und Informationen darüber, welche Verhaltensweisen künftig wünschenswert oder zu vermeiden sind. Außerdem wird über Möglichkeiten der Krebsvorsorge informiert.
Besteht der Verdacht auf das Vorliegen einer Krankheit oder wurde bereits eine Diagnose gestellt, werden weitere Schritte zur Diagnostik beziehungsweise Behandlung in die Wege geleitet.
Wo und wann ist ein Check-up 35 möglich?
Die Vorsorgeuntersuchung kann in allen hausärztlichen oder internistischen Praxen durchgeführt werden.
Sowohl Frauen als auch Männer ab 35 Jahren haben alle drei Jahre Anspruch auf einen vollständigen Check-up. Auch vor dem 35. Lebensjahr werden die Kosten für die Untersuchung einmalig (ab dem 18. Lebensjahr) von der Krankenkasse übernommen. Dabei wird allerdings auf die Urinuntersuchung verzichtet, die Untersuchung des Blutes findet nur bei entsprechendem Risikoprofil statt.
Weitere wichtige Vorsorgeuntersuchungen
Neben dem Check-up 35 sollten auch regelmäßige zahnärztliche Untersuchungen erfolgen. Wahrnehmen sollte man die Zahnvorsorge einmal pro Halbjahr.
Daneben sind Untersuchungen zur Krebsvorsorge besonders wichtig. Dazu gehören das Hautkrebsscreening, die Darmkrebsvorsorge sowie bei Frauen Vorsorgeuntersuchungen zu Brust- und bei Männern zu Prostatakrebs.
Check-up hilft, Risiken und Erkrankungen zu erkennen
Die Gesundheitsuntersuchung ist für die medizinische Betreuung entscheidend und sollte nicht unterschätzt werden. Die regelmäßige Untersuchung bietet die Möglichkeit, potenzielle Risikofaktoren frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu behandeln oder wenigstens zu beobachten. Selbst viele kleine Veränderungen in fast allen Bereichen des täglichen Lebens können sich in Bezug auf die Gesundheit des Einzelnen als eine große Veränderung erweisen.
Ziel aller Vorsorgeuntersuchungen ist es daher, den Beginn von Störungen so rechtzeitig zu erfassen, dass mit einer einzuleitenden Therapie schwere und vor allem bleibende Funktionsstörungen der Organe verhindert werden können. Die rechtzeitige Diagnose ist und bleibt in den meisten Fällen die beste Therapie: Je eher behandelt werden kann, desto größer sind die Heilungschancen. Daher ist es unbedingt zu empfehlen, den Check-up 35 regelmäßig wahrzunehmen und so der Entwicklung schwerer Gesundheitsprobleme vorzubeugen.