Nasentampon gegen Nasenbluten
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Nasenbluten – was tun?

Von: Dagmar Reiche (Ärztin und Medizinautorin), Silke Schwertel (geb. Hamann) (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 25.11.2020 - 10:49 Uhr

Bei Nasenbluten gilt zuallererst: Bleiben Sie ruhig – es sieht in der Regel schlimmer aus als es ist. Der Betroffene sollte seinen Kopf im Sitzen oder Stehen etwas nach vorne beugen, am besten über ein Waschbecken, und die Nasenflügel mit Daumen und Zeigefinger mehrere Minuten lang zusammendrücken. Was Sie außerdem tun können, um Nasenbluten zu stoppen, wann Nasenbluten gefährlich wird und warum es überhaupt entsteht, lesen Sie hier.

Das hilft gegen Nasenbluten

Als Alternative bietet sich eine Nasentampon aus Toilettenpapier oder einem Papiertaschentuch an: Verzwirbeln Sie dies zu einer zwei Zentimeter langen, bleistiftstarke Rolle, fetten Sie diese mit Vaseline oder Hautcreme ein und führen Sie die Tamponade in den vorderen Nasenabschnitt ein. Damit drücken Sie die Blutung – für etwa zehn Minuten – quasi von innen ab.

Achtung: Legen Sie nicht den Kopf in den Nacken, weil so das Blut die Rachenwand hinunterläuft, verschluckt wird und zu Übelkeit führen kann. Ist der Betroffene bewusstlos, könnte das Blut zudem in die Atemwege geraten.

Nasenbluten stoppen: weitere Tipps

Daneben können Sie noch einige andere – mehr oder weniger anerkannte – Tipps versuchen:

  1. Einen feuchten Waschlappen (alternativ: ein Kühlpack oder Schnee) in den Nacken legen: Ob die daraus resultierende Verengung der Nackengefäße reflektorisch auch den Blutzufuhr zur Nase drosselt, ist unklar. Aber es schadet auch nichts.
  2. Ein Tipp aus Omas Schatzkiste ist, Zellstoff- oder Löschpapier unter die Zunge beziehungsweise zwischen Oberlippe und Zahnfleisch zu stecken oder eine Zitronenscheibe zu lutschen – die Wirksamkeit ist unbewiesen, einen Versuch ist es wert.
  3. Anerkannt ist die blutstillende Wirkung von Hirtentäschel. Sie haben immer mal wieder Nasenbluten? Dann bereiten Sie sich doch einen Aufguss aus Hirtentäschelkraut (einen Esslöffel mit einer Tasse heißem Wasser zehn Minuten ziehen lassen und abseihen) und lagern Sie diesen im Kühlschrank oder füllen sich etwas in eine Tropfpipette ab. Bei Bedarf können Sie die Lösung hoch schnupfen oder ein zusammengedrehtes Papiertaschentuch damit tränken und in das betroffene Nasenloch einführen.
  4. Sie sind überzeugt von Homöopathie? Dann versuchen Sie doch Hamamelis oder Natrium nitricum (D6, drei Globuli über zwei age; erst dreimal alle zwei Stunden, dann alle fünf bis sechs Stunden); Werden Sie immer wieder von Nasenbluten geplagt, können Sie probieren, dies mit Phosphorus D12 (einmal täglich drei Globuli über zehn Tage) in den Griff zu bekommen.
  5. Versuchen Sie doch mal, mit Akupressur die Blutung zu stoppen: Drücken Sie für 20 bis 30 Sekunden fest die Kuppe des kleinen Fingers auf der Seite, auf der das Nasenbluten nicht auftritt, zusammen. Ein vergleichbare Wirkung hat ein Gummiband, das sie für maximal eine halbe Minute darum wickeln – viele schwören darauf.

Übrigens: Das häufig empfohlene ärztliche "Veröden" der Blutungsstelle sollte nicht als erste Maßnahme zum Einsatz kommen. Damit wird auch eine Wunde erzeugt, die sich infizieren und ebenfalls bluten kann.

Nasenbluten: Wann zum Arzt?

Suchen Sie einen Hausarzt oder HNO-Arzt auf, wenn die Blutung nicht innerhalb von 20 Minuten aufhört oder wenn sie sehr stark, spritzend oder durch eine Verletzung bedingt ist. Auch wenn die Blutung im oberen Teil der Nase entsteht (erkennbar daran, dass das Blut hauptsächlich den Rachen herunterläuft), sollte ein Arzt konsultiert werden. Bei Kindern droht bereits früher ein zu hoher Blutverlust, daher sollte bei ihnen der Arzt im Zweifelsfall noch früher aufgesucht werden.

Verhalten nach dem Nasenbluten: Wie vorbeugen?

Viele Betroffene berichten, dass nach einem Nasenbluten die Nase "gereizt" zu sein scheint und in den Tagen danach immer wieder Blutungsattacken auftreten. Die Erklärung ist einfach: Wie bei einer Verletzungen auf der Haut bildet sich auch hier Schorf, der die Schleimhaut bis zum Abheilen der Wunde schützt. Dieser ist aber nicht sehr widerstandsfähig, sodass bereits kleine Reize genügen, dass die Kruste wieder ab- oder aufreißt.

Es gibt einige Tipps, um Nasenbluten vorzubeugen, die besonders direkt nach dem Nasenbluten gelten:

  • Geben Sie den Blutgefäßen Zeit zu heilen: Vermeiden Sie ein bis zwei Tage, sich zu schnäuzen.
  • Pflegen Sie Ihre Nasenschleimhaut sowohl nach einer Blutung als auch vorbeugend, vor allem wenn Sie zu Nasenbluten neigen. Im Handel werden zahlreiche Präparate angeboten, mit denen die Schleimhaut feucht und geschmeidig gehalten und damit widerstandsfähiger wird – Creme und Salben (können Sie mit dem Finger oder einem Wattestäbchen einbringen), Tropfen und Sprays. Mögliche Präparate sind zum Beispiel Babyöl oder spezielles Nasenöl, Nasenheilspray, Nasensalbe mit Dexapanthenol oder mit Salz. Auch Nasenspülungen mit einer Kochsalzlösung (idealerweise mithilfe einer Nasendusche) können helfen, die Schleimhäute zu pflegen.
  • Achten Sie auf ausreichende Luftfeuchtigkeit in den Innenräumen – ein Raumluftbefeuchter, Verdunstungsgefäße auf den Heizkörpern, große Grünpflanzen oder auch eventuell nasse Handtücher neben Ihrem Bett helfen Ihnen dabei.
  • Trinken Sie genug! Das trägt dazu bei, die Nasenschleimhäute feucht zu halten.
  • Daneben scheinen auch regelmäßige Aktivitäten, die den Kreislauf stärken, die Häufigkeit für Nasenbluten zu verringern – zum Beispiel Ausdauersport oder Saunabesuche. Und ganz nebenbei tun Sie damit noch etwas für Ihr Immunsystem und Wohlbefinden!

Tipp: Leiden Sie immer wieder an starkem Nasenbluten, sollten Sie von Ihrem Arzt abklären lassen, ob eine ernste Ursache dahintersteckt.

Wie entsteht Nasenbluten?

Die Schleimhaut in der Nase ist von zahlreichen kleinen Gefäßen durchzogen, damit das durchfließende Blut die Atemluft erwärmen kann. Wenn plötzlich Blut aus einem oder beiden Nasenlöchern austritt – fachsprachlich als Epistaxis bezeichnet – ist fast immer eine Verletzung der Schleimhaut die Ursache.

An einer Stelle im vorderen Bereich der Nasenscheidewand (Locus Kieselbachii) liegen besonders viele Gefäße nahe an der Oberfläche, können also recht schnell verletzt werden. Ein bohrender Finger oder starkes Schnäuzen bei sehr trockener Schleimhaut, zum Beispiel nach einem Schnupfen, reichen dann bereits aus, eine Blutung in Gang zu setzen.

Was sind die Ursachen von Nasenbluten?

Auch Gewalteinwirkung kann zu Nasenbluten führen: ein Fausthieb, ein versehentlicher Stoß oder ein Unfall mit der Folge eines Nasenbeinbruchs, ein Fremdkörper, der durch den kindlichen Forschungsdrang eine Weg ins Naseninnere gefunden hat.

Seltene Ursachen für häufiges, schnell auslösbares und/oder starkes Nasenbluten sind:

  • starker Bluthochdruck
  • bestimmte Gefäßentzündungen (Vaskulitis)
  • Gerinnungsstörungen
  • Nebenwirkungen von Medikamenten (Gerinnungshemmer, Glucocorticoid-Nasensprays und Phosphodiesterase-5-Inhibitoren)
  • eine (erbliche) Osler-Krankheit

Bei letzterer kommt es zu einer Erweiterung von Blutgefäßen (Teleangiektasien) und damit einhergehende erhöhte Verletzlichkeit.

Daneben scheint es auch eine familiäre Anfälligkeit dafür zu geben, bereits bei geringen Reizen Nasenbluten zu entwickeln, ohne dass dafür eine krankhafte Ursache gefunden werden kann. Das zeigt sich oft bereits im Kindesalter – nervig, aber ungefährlich.

Auch ist es nicht ungewöhnlich, wenn das Nasenbluten bei Kindern nach einer bereits gestoppten Blutung leicht wiederkommt. Oft reicht dann schon normales Rumtoben, bei dem sich ja kurz der Druck in den Gefäßen erhöht, damit das Nasenbluten wieder beginnt. Auch bohren sie gern in der Nase, um die Borken abzuknibbeln – ebenfalls ein möglicher Auslöser des erneuten Nasenblutens.