Bandwurm beim Menschen
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Bandwurm: Symptome bei Fuchsbandwurm & Co.

Von: Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 20.08.2021 - 15:58 Uhr

Bandwürmer, auch Zestoden genannt, gehören zu den Plattwürmern und sind eine der häufigsten Wurmarten in Deutschland. Ihren Namen verdanken sie ihrer Ähnlichkeit mit einem flachen, weißen Band. Gelangen die Eier des Bandwurms in den Körper eines Menschen, schlüpfen daraus zunächst die Larven (Finnen), die Organe und Gewebe befallen können. Gelangen die Larven in den Enddarm, entwickeln sie sich dort zu ausgewachsenen Würmern weiter. Bei einigen Bandwurmarten ist der Mensch jedoch ein sogenannter Fehlwirt – das heißt, die Larven können sich nicht zu Würmern weiterentwickeln. Doch das macht eine Infektion für den Menschen sogar noch gefährlicher. In diesem Artikel erfahren Sie, an welchen Symptomen Sie einen Wurmbefall erkennen, wie man diesen behandelt und welche Folgen möglich sind.

Bandwurm – welche Arten gibt es?

Eine Infektion mit Bandwürmern kann auf unterschiedlichen Wegen erfolgen, die auch von der Art des Bandwurms abhängt. Im Folgenden stellen wir Ihnen die häufigsten Arten vor.

Gurkenkernbandwurm, Hundebandwurm oder Katzenbandwurm

Hunde- oder Katzenbandwürmer kommen in Europa vor allem in der Mittelmeerregion vor. In ganz Europa verbreitet ist dagegen der sogenannte Gurkenkernbandwurm, der besonders häufig bei Katzen und Hunden vorkommt. Übertragen werden die Bandwürmer auf die Haustiere durch das Fressen infizierter Mäuse, Ratten oder auch Flöhe.

Leidet ein Hund oder eine Katze an Bandwürmern, zeigt sich dies häufig durch stumpfes Fell, Durchfall, Erbrechen oder Appetitverlust. Ein deutlich sichtbarer Hinweis sind zudem mit Eiern gefüllte Endglieder der Bandwürmer, die über den Anus des Tieres ausgestoßen werden und dann als etwa reiskorngroße Stücke im Fell des Tieres kleben.

Die Übertragung dieser Bandwürmer auf den Menschen kann durch den Kontakt mit infizierten Tieren stattfinden, da Eier im Fell kleben oder durch die Zunge des Tieres übertragen werden können. Die Aufnahme der Eier durch den Menschen erfolgt oral, das heißt, sie gelangen (meist über die Hände) in den Mund.

Gründliches Händewaschen nach Kontakt zum Tier kann dies verhindern. Zudem sollte man Haustiere regelmäßig entwurmen und den Tieren keine "Küsschen" geben.

Rinder-, Schweine- oder Fischbandwurm

Rinder-, Fisch- oder Schweinebandwürmer werden durch den Menschen in der Regel über rohes, verunreinigtes Fleisch oder ungewaschenes Gemüse aufgenommen, das mit tierischen Fäkalien gedüngt wurde.

Fuchsbandwurm

Der Fuchsbandwurm kommt, wie der Name schon sagt, am häufigsten bei Füchsen vor. Aber auch Wölfe, Marderhunde oder Hunde können betroffen sein. Die Übertragung des Fuchsbandwurms auf den Menschen ist noch nicht vollständig geklärt. Eine Übertragung von Haustieren auf den Menschen konnte bisher noch nicht nachgewiesen werden.

Möglich ist ebenfalls, dass eine Infektion über mit Fäkalien verunreinigte Lebensmittel erfolgt, da Füchse die Bandwurmeier ausscheiden. Im Wald wachsende Beeren, wie Erdbeeren und Brombeeren, oder Pilze sollten deshalb vor dem Verzehr immer gründlich gewaschen werden. Am besten ist es, Lebensmittel nach Möglichkeit über 60 Grad zu erhitzen.

Befall mit Bandwürmern: Symptome erkennen

Liegt ein Befall mit einem Bandwurm vor, können unterschiedliche Symptome auftreten. Die Art und die Schwere der Symptome ist dabei insbesondere davon abhängig, ob der Mensch für die betreffende Bandwurmart einen sogenannten End- oder Fehlwirt darstellt. Ist der Mensch ein Endwirt, entwickeln sich die Larven innerhalb des Körpers zum Bandwurm weiter. Die Symptome bleiben meist mild. Man spricht dann auch von einer Täniose (Taeniose).

Ist der Mensch jedoch ein Fehlwirt, können sich die Larven nicht zu erwachsenen Würmern weiterentwickeln. Sie verbleiben im Körper und können dort unterschiedliche Komplikationen auslösen.

Für den Rinder-, Schweine- oder Fischbandwurm sowie für den Gurkenkernbandwurm fungiert der Mensch als Endwirt.

Ein leichter Befall kann dann sogar symptomlos verlaufen. Bei stärkerem Befall können auch unspezifische Symptome auftreten. Dazu gehören:

Bei sehr starkem Befall kann es zu einem Nährstoffmangel kommen. In seltenen Fällen können eine Gallenblasenentzündung oder eine Blinddarmentzündung entstehen.

Weiße Würmer im Stuhl?

Teile der Bandwürmer sowie die Eier werden über den Kot mit ausgeschieden und können dann als kleine weiße "Würmer" im Stuhl sichtbar sein. Allerdings können die Wurmglieder und Eier leicht mit Nahrungsbestandteilen verwechselt werden. Häufig sind sie mit bloßem Auge auch gar nicht erkennbar.

Vermeintliche Würmer im Stuhl gestatten also keine Eigendiagnose , sondern sollten immer ärztlich abgeklärt werden. Nur unter dem Mikroskop können Wurmeier oder Würmer zweifelsfrei erkannt werden.

Wurmerkrankungen: Welche Komplikationen sind möglich?

Ist der Mensch ein Fehlwirt für die entsprechende Wurmart, können sich die Larven nicht zu adulten Würmern weiterentwickeln und verbleiben in unterschiedlichen Entwicklungsstadien im Körper. Dadurch können unterschiedliche Wurmerkrankungen (Helminthosen) verursacht werden.

Zystizerkose und Trichinose durch Schweinebandwurm

Grundsätzlich kann der Mensch für den Schweinebandwurm ein Endwirt, aber auch ein Fehlwirt sein. Während dies zum einen bedeutet, dass sich viele Menschen nach dem Kontakt mit Eiern nicht automatisch infizieren, heißt dies jedoch auch zum anderen, dass die Wurmlarven, sollten sie schlüpfen, im Körper schwere Komplikationen verursachen können. In seltenen Fällen kann deshalb eine Zystizerkose entstehen.

Dabei kommt es zur Bildung von sogenannten Finnenbläschen. Dabei handelt es sich um Flüssigkeit gefüllte Blasen, in denen sich die Bandwurmlarven in einem Zwischenstadium der Entwicklung befinden (Scolex). Häufig bilden sich solche Finnenblasen an der Skelettmuskulatur, dem Auge oder auch im Bereich des Nervensystems.

Eine weitere Erkrankung, die durch den Schweinebandwurm ausgelöst werden kann, ist die Trichinose. Bei einer Trichinose wandern Larven vor allem in Muskelzellen und bilden dort Zysten, also Hohlräume, die sich mit Flüssigkeit aus dem Gewebe oder Blut füllen können. Typische Symptome sind Durchfall, Erbrechen und Fieber. Später können auch Muskelschmerzen und Wassereinlagerungen (Ödeme) hinzukommen.

Echinokokkose durch Hunde- und Fuchsbandwurm

Auch für den Hunde- und Fuchsbandwurm stellt der Mensch einen Fehlwirt dar. Verbleiben die Larven über längere Zeit unbemerkt im Körper, können sie eine Echinokokkose auslösen. Bei dieser Erkrankung befallen die Larven menschliche Organe, wie Lunge, Gehirn oder Nieren. Unterschieden werden dabei die zystische Echinokokkose und die alveoläre Echinokokkose.

Bei der zystischen Echinokokkose tragen die Larven zur Entstehung von Zysten, also mit Flüssigkeit gefüllten Hohlräumen, im Körper bei. Diese können unter anderem allergische Reaktionen, bakterielle Infektionen oder Schäden an der Galle zur Folge haben.

Bei einer alveolären Echinokokkose lösen die Bandwurmlarven eine Infektion der Leber aus. Im Verlauf der Erkrankung bilden sich kleine Bläschen, sogenannte Alveole. Dadurch entsteht ein schwammiger Tumor, der sich auf andere Organe ausweiten kann. Symptome einer alveolären Echinokokkose sind Atemnot, Leberschäden oder Krämpfe.

Liegt der Verdacht auf eine Infektion mit einem Hunde- oder Fuchsbandwurm vor, sollte dringend ärztlicher Rat gesucht werden. Im Allgemeinen kommt es jedoch sehr selten zu einem Befall mit diesen Bandwürmern beim Menschen.

Bandwurmbefall: Diagnose

Je nach Bandwurmart und Art der ausgelösten Erkrankung erfolgt die Diagnose unterschiedlich. Ist der Mensch der Endwirt, wie beim Rinder-, Fisch- oder Gurkenkernbandwurm, kann die Diagnose der Täniosen über eine Stuhlprobe erfolgen. Dann befinden sich Wurmeier im Stuhl, die unter dem Mikroskop sichtbar sind.

Bei der durch den Schweinebandwurm ausgelösten Trichinose können entweder Antikörper über eine Blutprobe bestimmt oder Larven über eine Muskelbiopsie befallener Muskeln festgestellt werden.

Zur Diagnose einer Zystizerkose kann zunächst auch das Blutbild dienen. Sind bestimmte weiße Blutkörperchen, die sogenannten eosinophilen Granulozyten oder basophilen Granulozyten, erhöht, kann dies ein Hinweis auf die Erkrankung sein. Auch ein erhöhter IgE-Wert kann auf einen Parasitenbefall hinweisen. Je nach betroffenem Areal kann eine Augenspiegelung, eine Gewebeuntersuchung oder eine radiologische Untersuchung Gewissheit geben.

Liegt eine Echinokokkose vor, können ebenfalls die genannten Werte über eine Blutprobe bestimmt werden. Mit bildgebenden Verfahren, wie einer Computer- oder Kernspintomographie (CT und MRT), können im fortgeschrittenen Stadium Zysten oder Tumore sichtbar gemacht werden.

Bandwurm: Behandlung

Täniosen und Trichinosen werden in der Regel rein medikamentös mit sogenannten Anthelminthika behandelt. Wirkstoffe, die bei Täniosen zum Einsatz kommen, sind beispielsweise Praziquantel und Niclosamid. Die Einnahme sollte dabei nach ärztlicher Anweisung erfolgen. In der Schwangerschaft sollte Niclosamid nicht eingesetzt werden, Praziquantel nur in wirklich dringenden Fällen und unbedingt nur nach ärztlichem Rat. Bei Trichinosen werden Albendazol oder Mebendazol eingesetzt.

Handelt es sich um eine Zystizerkose, kommen ebenfalls Anthelminthika zum Einsatz. Zudem sollte nach Möglichkeit versucht werden, lebende Larven mithilfe einer Operation zu entfernen.

Bei einer zystischen Echinokokkose müssen Teile der befallenen Organe oftmals operativ entfernt werden. Verursachen die Zysten keine Beschwerden, können sie aber auch zunächst beobachtet werden (Watch-and-wait-Strategie). Auch eine Therapie mit Albendazol kommt infrage.

Liegt eine alveoläre Echinokokkose vor, ist zum Zeitpunkt der Diagnose eine Operation häufig nicht mehr möglich. Stattdessen wird auch hier eine medikamentöse Therapie mit Mebendazol oder Albendazol angewendet. Diese Behandlung muss dann häufig lebenslang, zumindest aber über einige Jahre erfolgen.

Bei beiden Formen der Echinokokkose sollte die Therapie in einem ausgewiesenen Zentrum erfolgen.