Mann liegt ohnmächtig am Boden
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Ohnmacht (Synkope): Ursachen & was tun?

Von: Kathrin Mehner (Medizinredakteurin), Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 06.12.2023 - 10:17 Uhr

In Ohnmacht zu fallen und somit für einen Moment die Kontrolle über sich zu verlieren, ist beunruhigend. Dabei stecken hinter der Bewusstlosigkeit meist ganz harmlose Ursachen wie zum Beispiel ein niedriger Blutdruck. Oftmals treten dann – kurz bevor man ohnmächtig wird – Symptome wie Schwindel, Schweißausbrüche oder Übelkeit auf. Bei anderen Ursachen wie Herzrhythmusstörungen kündigt sich die Ohnmacht dagegen nicht vorher an, sondern tritt ganz plötzlich auf. Wir verraten, welche Ursachen hinter einer Ohnmacht stecken können und wie Sie sich im Ernstfall verhalten sollten.

Ohnmacht oder Bewusstlosigkeit?

In der Medizin unterscheidet man, ob ein Mensch ohnmächtig oder bewusstlos ist. Ein kurzer Verlust des Bewusstseins – meist dauert dieser nur wenige Sekunden – wird laut Definition als Ohnmacht oder Synkope bezeichnet. Hält dieser Zustand länger als eine Minute an, spricht man von einer Bewusstlosigkeit.

Im allgemeinen Sprachgebrauch werden beide Begriffe aber häufig gleichwertig verwendet.

Ursachen: Warum wird man ohnmächtig?

Eine Ohnmacht wird durch eine vorübergehende Durchblutungsstörung im Gehirn ausgelöst. Dadurch wird die Gehirnfunktion beeinträchtigt und man wird kurzzeitig bewusstlos.

Die Ursachen für diese Durchblutungsstörung sind vielfältig und lassen sich im Nachhinein nicht immer sicher bestimmen. Generell gibt es einige harmlose Auslöser, wie einen zu niedrigen Blutdruck. Daneben kommen aber auch ernste Erkrankungen als Ursache einer Ohnmacht infrage.

Die Ursachen einer Ohnmacht können in fünf Gruppen unterteilt werden:

  1. orthostatische Synkope
  2. vasovagale Synkope
  3. kardiale Synkope
  4. zerebrovaskuläre Synkope
  5. konvulsive Synkope

Im Folgenden stellen wir Ihnen diese Gruppen näher vor.

Orthostatische Synkope

Teilweise kommt es zu einer Ohnmacht, wenn der Blutdruckabfall, der beim schnellen Wechsel vom Liegen oder Sitzen ins Stehen stattfindet, nicht richtig ausgeglichen werden kann. Das Blut versackt in den Beingefäßen und das Gehirn wird nicht mehr mit genügend Sauerstoff versorgt. Man spricht dann von einer orthostatischen Synkope.

Diese Störung wird durch verschiedene Faktoren, etwa einen niedrigen Blutdruck, begünstigt. Aber auch ein Flüssigkeitsmangel und Krampfadern gelten als Risikofaktoren.

Vasovagale Synkope

Eine vasovagale Synkope (auch Reflexsynkope genannt) ist die häufigste Form der Ohnmacht. Sie wird durch eine Fehlfunktion des Nervensystems, genauer eine zu starke Reflexantwort des Körpers, hervorgerufen. Beim Auftreten bestimmter Reize sorgt der Vagusnerv automatisch dafür, dass die Blutgefäße weit gestellt werden und die Herzfrequenz abnimmt.

Dadurch sackt das Blut nach unten und das Gehirn wird nicht mehr ausreichend durchblutet – es kommt zu einer Ohnmacht. Auslöser können unter anderem psychischer Stress, Kälte, Schmerzen, Angst, Aufregung oder auch langes Stehen sein.

Kardiale Synkope

Eine kardiale Synkope wird durch eine Störung der Herzfunktion ausgelöst und ist deshalb besonders gefährlich. Meistens sind es Herzrhythmusstörungen, die Einfluss auf den Blutkreislauf und damit auf die Durchblutung des Gehirns nehmen. In der Regel handelt es sich hierbei um eine Tachykardie (stark beschleunigter Herzschlag) oder eine Bradykardie (das Herz schlägt deutlich verlangsamt). Man spricht dann auch von einem Adams-Stokes-Anfall (alternativ Morgagni-Adams-Stokes-Anfall, kurz MAS-Anfall). Aber auch strukturelle Veränderungen des Herzgewebes können die Durchblutung stören und eine Ohnmacht auslösen.

Das Gefährliche dabei ist, dass eine kardiale Synkope ohne Vorwarnung auftritt. Das heißt, es kommt zu einer plötzlichen Ohnmacht ohne Vorzeichen. Dies erhöht das Risiko für Verletzungen, da sich die betroffenen Personen in der Regel nicht mehr hinsetzen oder hinlegen können, bevor es zur Bewusstlosigkeit kommt.

Meist erwachen die Betroffenen nach kurzer Zeit wieder aus der herzbedingten Ohnmacht. Durch die Störungen im Herzrhythmus kann jedoch manchmal auch ein plötzlicher Herztod (Sekundentod) eintreten.

Auch beim Druckaufbau durch starken Husten kann es bisweilen zu einer kurzen Ohnmacht oder einer Benommenheit kommen. Grund dafür ist dann eine so starke Verkrampfung des Zwerchfells, dass der Blutfluss zum Herzen kurzzeitig behindert wird. Dabei handelt es sich aber nicht um eine Herzerkrankung.

Zerebrovaskuläre Synkope

Bei einer zerebrovaskulären Synkope wird die Ohnmacht durch ein sogenanntes Anzapfphänomen ausgelöst. Ein Anzapfphänomen äußert sich wie folgt: Durch einen (teilweisen) Gefäßverschluss im Körper kommt es zu einer Unterversorgung des dahinterliegenden Gebietes. Das Blutgefäß, das dieses Gebiet versorgt, zapft deswegen über ein weiteres Gefäß die Blutversorgung eines anderen Areals an. Dieser Vorgang wird medizinisch auch als "Steal-Syndrome" (Englisch: steal = stehlen) bezeichnet.

Wird Blut aus einem Gefäß abgezapft, das das Gehirn versorgt, kann es zu einer Unterversorgung im Gehirn und folglich zu einer Ohnmacht kommen.

Eine Verengung von Blutgefäßen kann also eine Bewusstlosigkeit auslösen. Eine Ohnmacht durch einen eingeklemmten Nerv ist dagegen nicht möglich.

Konvulsive Synkope: Ohnmacht mit Krampfanfall

Krampfanfälle (beispielsweise bei Epilepsie oder einem durch psychische Ursachen bedingten Krampfanfall) können auch mit einer Ohnmacht oder Bewusstlosigkeit einhergehen. Dabei können auch Symptome wie Wasserlassen, Zuckungen, eine erhöhte Spannung der Muskulatur oder eine Blaufärbung des Gesichts auftreten.

Bei einer Ohnmacht mit Krampfanfall sollte immer der Notruf verständigt werden. Räumen Sie zudem Gegenstände um die krampfende Person herum weg, um Verletzungen vorzubeugen. Versuchen Sie nicht, die betroffene Person während des Anfalls festzuhalten. Sonst besteht für Sie beide ein Verletzungsrisiko.

Ohnmacht in der Schwangerschaft

Bei schwangeren Frauen kann es gerade gegen Ende der Schwangerschaft hin und wieder zu Ohnmachtsanfällen kommen. Ursache ist das sogenannte Vena-cava-Kompressionssyndrom. Dabei wird durch den Druck des Kindes auf die untere Hohlvene der Blutfluss zum Herzen beeinträchtigt. Wird das Herz nicht mehr ausreichend mit Blut gefüllt, kann dadurch eine Ohnmacht ausgelöst werden.

Das Syndrom tritt meistens im letzten Drittel der Schwangerschaft auf, wenn das Kind bereits ein entsprechendes Gewicht hat. Da die Vena cava hinter der Gebärmutter liegt, wird die Bewusstlosigkeit durch längeres Liegen in Rückenlage hervorgerufen. Deswegen sollten Schwangere beim Liegen die Seitenlage auf der linken Seite bevorzugen.

Übelkeit, Erbrechen und Schwindel als Symptome

Kurz bevor man in Ohnmacht fällt, können Symptome auftreten, die auf die drohende Synkope hinweisen. Typische Alarmzeichen sind:

  • Blässe
  • Müdigkeit
  • Ohrensausen
  • Schweißausbrüche
  • Schwindel
  • Benommenheit
  • Sehstörungen (es wird schwarz vor den Augen)
  • Übelkeit bis hin zu Erbrechen

Umgekehrt können starker Durchfall und/oder starkes Erbrechen auch eine Ohnmacht auslösen, wenn der Kreislauf durch die Erkrankung sehr stark belastet wird.

In einigen Fällen kann eine Synkope auch ohne vorherige Symptome auftreten – dies ist meist bei Ohnmachtsanfällen der Fall, die aufgrund einer Erkrankung des Herzens auftreten.

Ohnmächtig geworden und in die Hose gemacht – was steckt dahinter?

Wird man ohnmächtig, kann es in sehr seltenen Fällen auch passieren, dass man sich in die Hose macht. Dies liegt daran, dass der Körper die Kontrolle über die Schließmuskeln verliert, sodass es zu ungewolltem Abgang von Harn oder Stuhl kommen kann. Häufig ist in diesen Fällen auch Alkohol im Spiel, da dieser die Muskeln (auch die Schließmuskeln) zusätzlich entspannt und bei größeren Mengen durchaus eine Bewusstlosigkeit verursachen kann.

Ein Sonderfall sind die sogenannte Defäkation- sowie die Miktionssynkope. Durch das Pressen beim Stuhlgang (Defäkationssynkope) oder beim Wasserlassen (Miktionssynkope) kann es kurzzeitig zu einer starken Beeinträchtigung des Kreislaufs kommen, was wiederum eine Ohnmacht zur Folge haben kann.  Meist treten diese kreislaufbedingten Ohnmachtsformen auf, wenn Erkrankungen den Stuhlgang oder das Wasserlassen erschweren (beispielsweise bei Verstopfung oder einer Vergrößerung der Prostata).

Ohnmacht: was tun?

Bei den ersten Symptomen einer Ohnmacht sollten Sie sich sofort hinsetzen oder noch besser hinlegen. Lagern Sie die Beine hoch – so fließt das Blut schneller zurück in Richtung Kopf.

Gibt es keine Sitz- oder Liegemöglichkeit in der Nähe, hilft es auch, die Muskulatur stark anzuspannen. Dadurch werden die Gefäße zusammengedrückt und das Blut in Richtung Herzen gepresst.

Beispielsweise können Sie die folgenden Übungen durchführen:

  1. Überkreuzen Sie im Stehen die Beine und spannen Sie anschließend die Muskulatur von Bauch, Beinen und Gesäß an.
  2. Nehmen Sie die Hände vor die Brust, verschränken Sie die Finger und ziehen Sie anschließend beide Arme so fest wie möglich nach außen.
  3. Nehmen Sie einen Gummiball oder einen anderen Gegenstand in die Hand und kneten Sie diesen kräftig.

Im Idealfall legen Sie sich jedoch immer hin, auch wenn das bedeutet, sich auf einen Gehsteig, auf den Fußboden im Büro oder eine Wiese zu legen. Denn nur so kann verhindert werden, dass Sie beim ohnmächtig werden mit dem Kopf aufschlagen.

Ärztliche Behandlung nach Ohnmacht

Nach einer Ohnmacht sollten Sie immer ärztlichen Rat suchen. Der*die Arzt*Ärztin kann sicherstellen, um welche Form der Synkope es sich handelt und ob gegebenenfalls eine gefäßbedingte Durchblutungsstörung im Gehirn die Ursache ist. Das klassische Krankheitsbild in einem solchen Fall ist ein Schlaganfall. Außerdem kann im Rahmen der Diagnostik überprüft werden, ob eine Erkrankung des Herzens – beispielsweise Herzrhythmusstörungen – als Ursache infrage kommt. Ist dies der Fall, muss die Erkrankung entsprechend behandelt werden. Eventuell muss dann ein Herzschrittmacher oder ein Defibrillator eingesetzt werden.

Bisweilen können auch Medikamente, wie trizyklische Antidepressiva oder Diuretika, das Risiko für eine Synkope erhöhen. Dann sollte in ärztlicher Rücksprache über eine Anpassung der Therapie nachgedacht werden.

Nehmen Sie einen Ohnmachtsanfall aber auch dann nicht auf die leichte Schulter, wenn er einen harmlosen Auslöser hat. Denn der Verlust des Bewusstseins ist immer mit Risiken verbunden – so können durch einen Sturz Verletzungen am Kopf, Knochenbrüche und Prellungen auftreten. Deswegen sollten Sie über die genauen Umstände der Ohnmacht sprechen und sich ärztlich beraten lassen, wie Sie einem erneuten Ohnmachtsanfall vorbeugen können.

Im Ernstfall richtig reagieren

Ist eine Person in Ohnmacht gefallen, ist es wichtig, schnell und richtig zu reagieren. Prüfen Sie zunächst, ob die betroffene Person tatsächlich ohnmächtig ist. Dazu klopfen Sie ihr am besten auf die Wangen oder rütteln sie leicht an den Schultern. Sorgen Sie außerdem dafür, dass sie frische Luft bekommt.

Liegt nur eine leichte Ohnmacht vor, wird die betroffene Person schnell wieder wach werden. Wacht die Person bei eigenständiger Atmung nicht direkt wieder auf, ist sie bewusstlos und sollte in die stabile Seitenlage gebracht werden. Dies verhindert einen Verschluss der Atemwege durch Erbrechen oder innere Blutungen.

Wenn der Bewusstseinsverlust trotz Ansprache und Schütteln bestehen bleibt und/oder Sie keine Atmung feststellen können, muss sofort der Notruf verständigt werden. Bei fehlender Atmung müssen zudem Maßnahmen zur Wiederbelebung (Beatmung und Herzdruckmassage) begonnen werden.

Beachten Sie: Neben den genannten Ursachen können auch andere Auslöser hinter einer Bewusstlosigkeit stecken. Bei Menschen mit Diabetes kann eine Ohnmacht beispielsweise auch durch eine gefährliche Unterzuckerung (Hypoglykämie) verursacht werden. Auch bei einem Schlaganfall oder einer Gehirnblutung sowie bei einem Schock durch starken Blutverlust kann es zur Bewusstlosigkeit kommen.

Ohnmacht vorbeugen

Vorbeugen können Sie einer Ohnmacht vor allem dann, wenn es sich um eine orthostatische Synkope handelt. Zum einen kann der*die Arzt*Ärztin Ihnen Medikamente verschreiben, die den Kreislauf stärken.

Zum anderen können Sie auch selbst einiges dafür tun, damit Ihr Kreislauf stabiler wird: Hilfreich sind beispielsweise regelmäßige Bewegung, Wechselduschen und ausreichendes Trinken. Wenn es bekannte Risikosituationen gibt (zum Beispiel ein heißes Bad oder langes Stehen), sollten diese, wenn möglich, vermieden werden.

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