Struma (Kropf): Symptome & Behandlung bei vergrößerter Schilddrüse
Eine Struma, auch bekannt als Kropf, ist eine Vergrößerung der Schilddrüse. Schätzungen zufolge hat jeder dritte oder vierte erwachsene Mensch in Deutschland einen Kropf – oft, ohne dass er es weiß. Denn gerade anfangs geht die vergrößerte Schilddrüse häufig nicht mit einer spür- oder sichtbaren Schwellung am Hals einher, sodass viele Betroffene gar keine Anzeichen bemerken. Unterschieden wird unter anderem zwischen einer Struma nodosa und einer Struma diffusa – was steckt dahinter? Welche Symptome treten auf, wie gefährlich ist eine Schilddrüsenschwellung und wie erfolgt die Behandlung? Das und mehr erfahren Sie im Folgenden.
Definition: Was ist eine Struma?
Als Struma – im Volksmund auch als Kropf – wird eine vergrößerte Schilddrüse bezeichnet. Der Name stammt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie Drüsenschwellung oder Geschwulst. Die häufigste Ursache ist ein Jodmangel, doch es können auch andere Auslöser zugrunde liegen. Meist ist die Veränderung gutartig.
Bei vielen Strumen bilden sich abgrenzbare, knotige Gewebeveränderungen, die man als Schilddrüsenknoten bezeichnet. Diese Knoten können unterschiedlicher Natur sein und beispielsweise aus kleinen, gelartigen Ansammlungen (Kolloidknoten oder "Struma colloides"), mit Flüssigkeit gefüllten Zysten, Drüsenwucherungen (Adenomen) oder – in seltenen Fällen – einem bösartigen Tumor bestehen.
Frauen sind deutlich öfter betroffen als Männer. Insgesamt weisen hierzulande ein Viertel bis ein Drittel der Erwachsenen eine Struma auf. Strumen sind also sehr verbreitet.
Welche Formen einer Struma gibt es?
Es werden mehrere Formen der Schilddrüsenvergrößerung unterschieden. Die Unterteilung richtet sich nach verschiedenen Kriterien, die im Folgenden vorgestellt werden.
Einteilung nach Struktur: Struma nodosa oder diffusa?
Ein zentrales Einteilungskriterium ist die Struktur:
- In den meisten Fällen bilden sich Knoten in der Schilddrüse – man bezeichnet dies als "Struma nodosa" oder Knotenstruma.
- Je nach Anzahl der Knoten wird zwischen "Struma uninodosa" und "Struma multinodosa" unterschieden – es kann sich also um einen Knoten oder mehrere handeln.
- Ist die gesamte Schilddrüse geschwollen, ohne dass es zu einer Knotenbildung kommt, spricht man von einer "Struma diffusa".
Hormonproduktion: Hyperthyreose oder Hypothyreose?
Eine weitere Klassifikation erfolgt anhand dessen, ob die Produktion der Schilddrüsenhormone beeinflusst wird oder nicht und – falls sie verändert ist – ob dies eine Überfunktion (Hyperthyreose) oder Unterfunktion (Hypothyreose) der Schilddrüse zur Folge hat:
- Meist ist diese Hormonproduktion nicht beeinträchtigt. Dann liegt eine sogenannte "euthyreote Struma" oder "Euthyreose" vor. Man spricht in solchen Fällen auch von einer "nichttoxischen Struma".
- Werden verstärkt Hormone produziert, nennt man das eine "hyperthyreote Struma".
- Eine (seltener auftretende) reduzierte Produktion der Schilddrüsenhormone wird hingegen "hypothyreote Struma" genannt.
Struma: Einteilung in Grade
Zudem wird eine Struma anhand ihrer Größe in verschiedene Grade, auch Stadien genannt, eingeteilt:
- Grad 0: weder sicht- noch tastbar, nur im Ultraschall feststellbar
- Grad Ia: tastbar, aber nicht sichtbar
- Grad Ib: tastbar und nur bei zurückgebeugtem Kopf sichtbar
- Grad II: tastbar und bei normaler Kopfhaltung sichtbar
- Grad III: deutlich vergrößerte Schilddrüse, auch von weitem sichtbar und mit örtlichen Komplikationen (zum Beispiel Atemproblemen) verbunden
Daneben existieren noch weitere Unterscheidungen, beispielsweise bezüglich der anatomischen Lage einer Struma. Eine "Struma colli" ist die Bezeichnung für einen Kropf am Hals. In der Abgrenzung dazu gibt es beispielsweise die seltene "Struma ovarii", einen meist gutartigen Tumor der Eierstöcke, der aus Schilddrüsengewebe besteht. Wächst eine Vergrößerung der Schilddrüse nach innen, hinter dem Brustbein bis in den Brustkorb hinein, wird sie auch "retrosternale Struma" genannt.
Heiße Knoten und kalte Knoten
Bei manchen Betroffenen entsteht die Struma, weil sich ein Teil des Gewebes der Schilddrüse in einen Knoten umgewandelt hat. Abhängig von ihrer Aktivität werden kalte und heiße Schilddrüsenknoten unterschieden:
- Ein heißer Knoten oder auch warmer Knoten ist eine fast immer gutartige Gewebeveränderung der Schilddrüse, infolge derer verstärkt Jod aufgenommen und Hormone produziert werden. Der Grund liegt häufig in gutartigen Adenomen – nur in bis zu drei Prozent der Fälle ist ein bösartiger Tumor die Ursache. Oft ist die Folge eines heißen Knotens eine Schilddrüsenüberfunktion.
- Als kalter Knoten wird Gewebe der Schilddrüse bezeichnet, das kein Jod aufnimmt und keine Hormone ausschüttet. Hierbei kann es sich beispielsweise um vernarbtes Gewebe, einen (meist gutartigen) Tumor oder eine Zyste ("Struma cystica") handeln. In etwa zwei bis fünf Prozent der Fälle ist eine Krebserkrankung für einen kalten Knoten verantwortlich.
Ursachen eines Kropfes – meist steckt Jodmangel dahinter
Ursache für eine Vergrößerung der Schilddrüse ist meist eine ungenügende Jodzufuhr über einen längeren Zeitraum – man spricht dann auch von "Jodmangelstruma". Da der Körper das Spurenelement nicht selbst herstellen kann, muss es über die Nahrung zugeführt werden. Erhält die Schilddrüse zu wenig Jod, kann sie nicht ausreichend Hormone produzieren und vergrößert sich, um das vorhandene Jod noch besser nutzen zu können.
In manchen Lebensphasen ist der Jodbedarf aufgrund von hormonellen Veränderungen besonders hoch, weshalb in dieser Zeit verstärkt auf eine ausreichende Jodversorgung geachtet werden muss. Dazu zählen vor allem Wachstumsphasen, aber auch Schwangerschaft oder Stillzeit.
Weitere Ursachen einer Struma
Neben Jodmangel gibt es noch weitere mögliche Ursachen einer Struma, zum Beispiel:
- Krankheiten, wie beispielsweise die Autoimmunerkrankungen Morbus Basedow oder Hashimoto-Thyreoiditis
- Schilddrüsenentzündungen (Thyreoiditis)
- Schilddrüsenkrebs (Schilddrüsenkarzinom) oder andere Tumoren und Metastasen im Bereich der Schilddrüse
- Zysten
- Medikamente, die bestimmte Substanzen enthalten, zum Beispiel Lithium
- Schilddrüsenerkrankungen wie eine sogenannte Hormonresistenz der Schilddrüse
- Hormonveränderungen, etwa durch Schwangerschaft, Pubertät oder Wechseljahre
- Jodüberschuss
Auch Stress, Rauchen sowie ein Mangel an Eisen oder Selen stehen als möglicher Auslöser einer Schilddrüsenvergrößerung im Verdacht.
Eine Struma selbst ist nicht erblich. Dennoch lässt sich in manchen Familien eine Häufung der Erkrankung feststellen, die möglicherweise darauf zurückzuführen ist, dass das Jod genetisch bedingt schlechter verwertet wird. Eine gewisse genetische Veranlagung zur Kropfbildung ist also nicht auszuschließen.
Symptome: Wie macht sich eine Struma bemerkbar?
Eine Struma verursacht im Anfangsstadium meist keine oder kaum Symptome und wird daher oft spät oder nur zufällig entdeckt. Erste Anzeichen können Schluckbeschwerden oder ein Druck- und Engegefühl im Hals sein, man spricht auch von einem Kloß im Hals. Auch ein Räusperzwang oder ein dicker Hals, der sich an einem eng gewordenen Hemdkragen zeigt, können Zeichen für eine Schilddrüsenvergrößerung sein.
Da sich die Schilddrüse nahe der Luftröhre befindet, kann sie bei Vergrößerung auf diese drücken. Bei manchen Betroffenen verursacht dies Luftnot oder pfeifende Atemgeräusche. Auch Stimmbandnerven oder Blutgefäße können durch die geschwollene Schilddrüse beeinträchtigt werden und so Heiserkeit oder sogar einen Blutstau im Kopf auslösen. Die Beschwerden verstärken sich, je mehr die Schilddrüse anschwillt.
Beeinträchtigt die Struma die Hormonproduktion der Schilddrüse, geht sie mit einer Schilddrüsenunterfunktion oder -überfunktion einher – dann können die dafür jeweils typischen Symptome auftreten. Im Falle einer Unterfunktion sind dies beispielsweise eine Gewichtszunahme, Antriebslosigkeit, Müdigkeit oder eine erhöhte Kälteempfindlichkeit. Bei einer Überfunktion können Nervosität, Herzrasen und ein ungewollter Gewichtsverlust auftreten.
Vergrößerte Schilddrüse erkennen per Selbsttest
Um frühzeitig zu erkennen, ob die Schilddrüse geschwollen ist, wird geraten, regelmäßig einen sogenannten "Spiegeltest" zu machen. Dafür wird der Kopf in den Nacken gelegt und mit einem Handspiegel der Bereich unterhalb des Kehlkopfes beobachtet, während man einen Schluck Wasser trinkt.
Zeigen sich beim Schlucken Schwellungen unterhalb des Kehlkopfes, sollte man ärztlichen Rat suchen. Gleiches gilt bei plötzlichen Schluckbeschwerden oder einem Druckgefühl im Hals.
Struma: Diagnose und Untersuchungen
Mit einer Tastuntersuchung kann die Größe und Beschaffenheit der Schilddrüse ermittelt und so festgestellt werden, ob tatsächlich eine Struma besteht. Deutet die Tastuntersuchung auf eine Schilddrüsenvergrößerung hin, kann mithilfe weiterer Untersuchungen eine genaue Diagnose gestellt werden:
- Eine Blutuntersuchung zeigt unter anderem, ob eine Unter- oder Überfunktion der Schilddrüse vorliegt. Gemessen werden beispielsweise der TSH-Wert, die Schilddrüsenhormone fT3 und fT4 sowie Schilddrüsen-Antikörper oder Tumormarker.
- Mit einer Ultraschalluntersuchung lassen sich Größe und Struktur der Schilddrüse untersuchen. Dadurch kann man ermitteln, ob Strumaknoten vorhanden sind.
- Falls Knoten vorliegen, kann bei einer Schilddrüsenszintigrafie (meist mithilfe des Stoffs Technetium) die Fähigkeit zur Jodanreicherung in der Schilddrüse gemessen und so geprüft werden, ob es sich um heiße oder kalte Knoten handelt.
- Eine Gewebeprobenentnahme (Biopsie) aus der Schilddrüse verschafft bei Verdacht auf einen bösartigen Knoten, also Krebs ("Struma maligna"), Klarheit.
- Röntgenaufnahmen können zeigen, ob die Struma beispielsweise auf die Luftröhre oder die Speiseröhre drückt.
Als Referenz, ob eine Schilddrüse vergrößert ist, gilt bei Frauen für das Schilddrüsenvolumen ein Wert von 18 Milliliter, für Männer 25 Milliliter. Für Kinder gibt es altersspezifische Grenzwerte.
Behandlung einer Struma
Eine Struma verursacht in den meisten Fällen keine Beschwerden und bedarf nicht immer einer Therapie – mitunter genügt eine regelmäßige Verlaufskontrolle. Ist eine Behandlung erforderlich, ist diese abhängig von der Ursache, der Größe des Kropfes sowie davon, ob die Schilddrüsenfunktion beeinträchtigt ist und ob Knoten vorliegen.
Grundsätzlich stehen verschiedene Formen der Therapie zur Verfügung:
- Die medikamentöse Behandlung erfolgt zum Beispiel mit Jod-Tabletten, Schilddrüsenhormonen (L-Thyroxin) oder – bei einer Schilddrüsenüberfunktion – Schilddrüsenblockern (Thyreostatika).
- Bei einer Radiojodtherapie schlucken Betroffene radioaktives Jod, dessen Strahlung die krankhaft veränderten Schilddrüsenzellen zerstört.
- Bei einer Operation werden die krankhaft veränderten Gewebeteile (einseitig oder beidseitig) oder, wenn nötig, die gesamte Schilddrüse entfernt (Strumaresektion).
- Im Falle von Zysten kann die Zystenflüssigkeit auch im Rahmen einer Punktion abgelassen werden.
- Weitere nicht-operative Verfahren beinhalten beispielsweise die Aktivierung der körpereigenen Abbauprozesse, indem das krankhafte Schilddrüsengewebe geschädigt wird, zum Beispiel durch Alkoholinjektion oder Hitze (Thermoablation).
Die Therapie einer Struma erfordert oft die Einnahme von Jod oder Hormon-Tabletten über einen langen Zeitraum. Dies ist häufig auch infolge einer OP oder einer Radiojodbehandlung nötig. Auch eine Umstellung der Ernährung (beispielsweise besonders reich oder arm an Jod) kann im individuellen Fall ratsam sein.
Verlauf und Folgen: Ist eine Struma gefährlich?
Eine vergrößerte Schilddrüse ist meist nicht gefährlich, wächst in der Regel nur langsam und kann sich sogar von selbst zurückbilden. Wächst sie im Verlauf der Krankheit aber weiter, können auch die Beschwerden zunehmen. Zudem steigt das Risiko einer Schilddrüsenüberfunktion ("funktionelle Autonomie"). Eine weitere mögliche Folge ist die Bildung eines bösartigen Tumors. Das Risiko, infolge einer Struma an Schilddrüsenkrebs zu erkranken, ist jedoch sehr gering.
Bei einer Struma mit normaler Hormonbildung genügt meist eine Behandlung mit Jod, oft in Kombination mit Schilddrüsenhormonen, damit sich der Kropf innerhalb von mehreren Monaten zurückbildet. Bei einer Schilddrüsenüberfunktion darf jedoch keine Gabe von Jod erfolgen: Durch die übermäßige Jodaufnahme droht eine sogenannte Thyreotoxische Krise (Schilddrüsenvergiftung), die sehr gefährlich sein kann.
Einer Struma vorbeugen
Die beste Vorbeugung gegen eine jodmangelbedingte Struma ist die ausreichende Jodversorgung. Empfohlen werden Erwachsenen etwa 150 bis 200 Mikrogramm Jod pro Tag. Dieses findet sich nicht nur in Jodsalz, sondern auch in Seefischen (zum Beispiel Seelachs).
In der Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Fällen einer Struma in der Familie sollten nach ärztlicher Rücksprache Jod-Tabletten eingenommen werden. Zudem wird älteren Menschen empfohlen, regelmäßig eine ärztliche Tastuntersuchung vornehmen zu lassen, um eine Struma frühzeitig zu erkennen.