Bier – wie gesund ist das Getränk?
Der Genuss von Bier hat in Deutschland eine sehr lange Tradition. Etwa 2.000 Jahre alte römische Schriften berichten bereits von der Rolle des Biers bei germanischen Stammesriten. Lange Zeit galt ein maßvoller Bierkonsum auch als gesund. Mittlerweile wird diese Annahme aber kritischer gesehen. Wie gesund oder ungesund das Getränk tatsächlich ist, welchen Nährwert es hat und wie viele Kalorien es liefert und ob es glutenfrei ist, das und mehr lesen Sie im folgenden Artikel.
Welche Zutaten stecken im Bier?
Dass Bier gesunde Inhaltsstoffe hat, ist keine neue Erkenntnis. Nach dem bekannten deutschen Reinheitsgebot von 1516 wird es aus nur vier Zutaten hergestellt:
- Hopfen
- Malz (Gerstenmalz bei Pils, Weizenmalz bei Weizenbier)
- Wasser
- Hefe
In anderen Ländern werden gelegentlich Gewürze, Früchte und Kräuter hinzugefügt, um den Geschmack zu verfeinern. In Deutschland müssen solche Mischungen jedoch als Biermischgetränk gekennzeichnet werden. Dazu gehören teilweise auch sogenannte Craft-Biere – diese werden meist in kleineren Betrieben hergestellt. Sie können dem deutschen Reinheitsgebot entsprechen, manchmal werden dem Braugetränk aber auch ungewöhnliche Zutaten, wie Kakao, Chili oder Vanille, hinzugefügt.
Enthält Bier Gluten?
Bier enthält Malz, das aus Gerste oder Weizen gewonnen wird. Da beide Getreidesorten das Klebereiweiß Gluten enthalten, ist auch Bier nicht glutenfrei. Es gibt mittlerweile spezielles Bier zu kaufen, bei welchem dem Getränk Enzyme beigemischt werden, die das Gluten abbauen. Dieses Bier wird jedoch trotzdem nicht von allen Menschen mit Zöliakie und Glutensensitivität vertragen, da meist Spuren von Gluten erhalten bleiben.
Alternativ gibt es glutenfreie Biersorten mit Malz aus Getreide, welches kein Gluten enthält (wie beispielsweise Mais oder Hirse). Diese Sorten schmecken häufig aber etwas anders als das "klassische" Bier (je nach verwendetem Rohstoff beispielsweise leicht süßlich oder nussig).
Bier: Alkoholgehalt, Nährwert und Kalorien
Der Alkoholgehalt von Bier liegt, je nach Sorte, zwischen circa fünf und zwölf Prozent Alkohol. Für Getränke mit einem Alkoholgehalt über 1,2 Volumenprozent gilt (anders als bei den meisten anderen Lebensmitteln) in der Europäischen Union keine Pflicht zur Angabe der Nährwerte auf dem Etikett. Die Brauereien haben sich jedoch teilweise zu einer freiwilligen Kennzeichnung verpflichtet, sodass im Handel auch Biersorten mit einer genauen Nährwertangabe zu finden sind.
Je nach Biersorte (beispielsweise Pils, Hefe oder Schwarzbier) können sich die Nährwerte leicht unterscheiden. 100 Milliliter Pils enthalten etwa:
- 2,4 Gramm Kohlenhydrate
- 0,5 Gramm Eiweiß (Protein)
- 0 Gramm Fett
Bier besteht darüber hinaus zu 90 Prozent aus Wasser.
Die Kalorien liefern die enthaltenen Kohlenhydrate, die vor allem aus Zucker (Frucht- und Traubenzucker beziehungsweise Malzzucker) bestehen, sowie der Alkohol. Bezüglich der Kalorien unterscheiden sich die verschiedenen Biersorten leicht: Während ein Pils pro 100 Milliliter etwa 38 Kilokalorien (158 Kilojoule) liefert, sind es bei einem Hefe-Weißbier 42 Kilokalorien (176 Kilojoule).
Ein normales Bierglas mit 300 Millilitern enthält also etwa 114 Kilokalorien (474 Kilojoule), ein Glas Hefe-Weißbier mit 500 Millilitern 210 Kilokalorien (880 Kilojoule). Das ist fast so viel wie der Kaloriengehalt einer halben Tafel Zartbitterschokolade.
Bier oder Wein – was liefert mehr Kalorien?
Wie viele Kalorien ein alkoholisches Getränk enthält, hängt stark von dessen Alkoholgehalt ab. Da Wein je nach Sorte zwischen 10 und 14 Prozent (Weißwein) oder 12 und 15 Prozent (Rotwein) Alkohol enthält, liegt auch der Kaloriengehalt meist über dem von Bier. So liefert ein Wein mit etwa zwölf Prozent Alkohol pro 100 Milliliter etwa 85 Kilokalorien (356 Kilojoule).
Wie gesund ist Bier?
Der aus gesundheitlicher Sicht vielleicht wichtigste Bestandteil von Bier ist der Hopfen. Hopfen gehört zu den Hanfgewächsen und die weiblichen Fruchtstände der zähen Schlingpflanze werden auch als Arznei verwendet. Sie enthalten ein Harz mit wertvollen Bitterstoffen sowie ätherisches Öl. Diese Inhaltsstoffe sorgen nicht nur für Würze, Haltbarkeit und Schaum – sie können auch schlaffördernd, beruhigend und zellschützend (antioxidativ) wirken.
Der schlaffördernde Effekt des Hopfens soll auch bei Erkältungen helfen – ein warmes Bier am Abend ist deshalb ein beliebtes Hausmittel. Wer sich bei einem Infekt wirklich etwas Gutes tun will, sollte aber lieber auf einen frisch aufgebrühten Hopfentee oder zumindest auf alkoholfreies Bier zurückgreifen. Der im herkömmlichen Bier enthaltene Alkohol belastet den Körper nämlich zusätzlich und kann für ein Anschwellen der Nasenschleimhäute sorgen, was die Erkältungssymptome noch verstärkt ("Alkoholschnupfen").
Weitere gesunde Inhaltsstoffe in Bier
Bier enthält einige B-Vitamine – dafür sorgt überwiegend das Malz. Vor allem die für den Stoffwechsel so wichtigen Vitamine B2 (Riboflavin), B6 (Pyridoxin), B5 (Pantothensäure) sowie B3 (Niacin) kommen reichlich vor.
Durch die beigesetzte Hefe enthält Bier außerdem viel Folsäure (Vitamin B9) und Biotin (Vitamin B7), die für die Blutbildung sowie die Zellerneuerung notwendig sind. Zudem liefert Bier, wie bereits erwähnt, wichtige Antioxidantien, die uns vor Zellschädigungen schützen. Das Getränk gilt aus diesem Grund in manchen Kreisen auch als Wundermittel für eine gesunde Haut und schöne Haare.
Als Mineralstoff im Bier ist aus ernährungsphysiologischer Sicht das Phosphat wichtig, denn es ist Bestandteil der lebensnotwendigen Zellbausteine. Auch Kalium und Magnesium sind enthalten – diese Mineralstoffe sind unter anderem an der Funktion von Muskeln und Nerven beteiligt.
Dennoch kann man das Getränk aus verschiedenen Gründen nicht als gesundes Lebensmittel bezeichnen. Warum das so ist, lesen Sie im Folgenden.
Gesundheitliche Risiken des Bierkonsums
Ein Grund dafür, dass Bier kein gesundes Getränk ist, ist der Prozess des Brauens: Durch den Entzug von Fetten während der Verarbeitung gehen die fettlöslichen Vitamine verloren, sodass das fertige Bier beispielsweise kein Vitamin E oder Vitamin A mehr enthält. Zudem wird beim Trocknen der Getreidekörner auch das hitzeempfindliche Vitamin C zerstört, das normalerweise reichlich in Gerste und Malz vorkommt.
Auch wenn Bier einige gesunde Inhaltsstoffe enthält, handelt es sich bei der klassischen Variante dennoch um ein alkoholhaltiges Getränk. Durch den Alkohol birgt der Konsum einige Nachteile für die Gesundheit:
- Alkohol führt zu einem stärkeren Verbrauch von B-Vitaminen und hemmt die Aufnahme von Mineralstoffen, was die Wirkung der gesunden Inhaltsstoffe des Biers teilweise aufhebt.
- Durch die reizende Wirkung des Alkohols sowie die enthaltene Kohlensäure können vermehrt Sodbrennen und Magenschleimhautentzündungen entstehen.
- So wie andere alkoholische Getränke steht auch Bier im Verdacht, ein häufiger Auslöser für Migräne-Attacken zu sein.
- Bier soll des Weiteren das Risiko für Diabetes, Gicht, Herzinfarkte und Leberzirrhosen erhöhen. Dies liegt zum einen am enthaltenen Alkohol. Die Entstehung von Gicht und Gichtanfällen wird darüber hinaus durch die in Bier (auch in alkoholfreiem) enthaltenen Purine begünstigt, welche im Körper zu Harnsäure umgewandelt werden.
- Laut Informationen der Weltgesundheitsorganisation erhöht bereits ein leichter bis moderater Alkoholkonsum das Risiko für verschiedene Krebsarten, darunter Brust- und Darmkrebs.
- Der häufige Genuss von Bier kann aufgrund des enthaltenen Alkohols vor allem bei Männern, aber auch bei Frauen, dazu führen, dass am Bauch schneller Fett angelagert wird. Dieses sogenannte viszerale oder innere Bauchfett ist gesundheitsschädlich, weil es zur übermäßigen Bildung von Hormonen führt und die Entstehung von Entzündungsstoffen fördert.
Alkohol im Allgemein sollten außerdem nicht gleichzeitig mit verschiedensten Medikamenten eingenommen werden. Dazu gehören unter anderem Antibiotika und rezeptfreie Arzneien gegen Allergien sowie Schmerz- und Beruhigungsmittel.
Bier als Einstieg zum Alkoholismus
Bier kann trotz seines relativ geringen Alkoholgehalts stark abhängig machen. Wer über einen längeren Zeitraum jeden Abend ein Bier trinkt, könnte schon in Gefahr laufen, eine Alkoholsucht zu entwickeln.
Besonders beim gesellschaftlich anerkannten Trinken von Bier ist regelmäßiger Konsum kein auffälliges Verhalten. Deshalb wird Alkoholismus durch Biergenuss oftmals erst sehr spät oder gar nicht erkannt. Bier kann in dieser Hinsicht also eine besondere Gefahr für die Gesundheit darstellen.
Alkoholfreies Bier oder Malzbier als Alternative?
Als kalorienarme und insgesamt gesündere Alternative zum herkömmlichen Bier bietet sich die alkoholfreie Variante an. Zum Vergleich: Ein 0,3 Liter Glas alkoholfreies Bier hat rund 72 Kilokalorien (301 Kilojoule), dieselbe Menge alkoholhaltiges Pils hingegen etwa 114 Kilokalorien (474 Kilojoule). Alkoholfreies Bier entsteht, wenn der Gärprozess unterbrochen wird oder dem Getränk nach der Gärung mittels Destillation der Alkohol entzogen wird – wobei alkoholfrei meistens bedeutet, dass immer noch ein Alkoholanteil von bis zu 0,5 Promille enthalten ist. Lediglich Biere mit der Kennzeichnung "0,0 Volumenprozent" enthalten gar keinen Alkohol.
Auch Malzbier ist eine beliebte Alternative zum alkoholhaltigen Biergetränk. Malzbier enthält nur etwa 0,5 Prozent Alkohol, da bei seiner Herstellung der Gärungsprozess abgebrochen wird. Trotzdem ist es nicht ratsam, Kindern Malzbier anzubieten, da es die Minderjährigen an den Geschmack von Bier gewöhnen könnte.
In puncto Kalorien liegt Malzbier bei etwa 235 Kilokalorien pro 0,5 Liter – auch weil häufig Zucker zugesetzt wird.
Fazit: Ist Bier gesund?
Bier enthält zwar Vitamine und Mineralstoffe, ihre Verwertung wird durch den enthaltenen Alkohol allerdings erschwert. Erhöhter Bierkonsum kann darüber hinaus erhebliche negative Folgen für den Körper haben und Krankheiten wie Krebs oder Leberentzündungen begünstigen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) weist sogar darauf hin, dass bereits geringe Mengen von Alkohol dazu beitragen können, das Risiko für bestimmte Krebsarten zu erhöhen. Laut der Weltgesundheitsorganisation empfiehlt es sich daher, komplett auf Alkohol zu verzichten.
Wer also vor allem auf den Geschmack eines kühlen Bieres Wert legt, sollte besser auf die zahlreichen alkoholfreien Varianten zurückzugreifen.
FAQ: häufige Fragen zu Bier
Da Bier Alkohol enthält, ist es nicht gesund, täglich Bier zu trinken. Wer sich die gesunden Inhaltsstoffe des Biers zunutze machen möchte, kann auf alkoholfreies Bier zurückgreifen.
Bier, das nach deutschem Reinheitsgebot gebraut wurde, ist in den allermeisten Fällen vegan. Das trifft in der Regel auch auf Craft-Biere zu. Allerdings kann es sein, dass zur Klärung des Biers Fischblasen verwendet wurden. Dies ist gesetzlich erlaubt, auch wenn die meisten Hersteller auf dieses Verfahren verzichten. Im Zweifelsfall sollte man darauf achten, ob auf dem Produkt der Hinweis "vegan" angegeben ist. Viele Unternehmen weisen auch auf ihrer Website auf eine vegane Herstellung hin.
Im Ausland produzierte Biere oder auch deutsche Biermischgetränke, wie Radler, sind bisweilen nicht vegan, beispielsweise, wenn Honig oder aus tierischen Bestandteilen gewonnene Farbstoffe (zum Beispiel Karmin aus Schildläusen) enthalten sind.
Es gibt kein Bier, das speziell für Menschen mit Diabetes produziert wird. Generell sollte auch diese Personengruppe kein oder zumindest wenig Bier trinken. Aufgrund des speziellen Herstellungsprozesses kann auch alkoholfreies Bier für Diabetiker*innen problematisch sein, denn es enthält je nach Brauvorgang bis zu zehn Gramm mehr Zucker pro Flasche.
Menschen mit Diabetes sollten deshalb bevorzugt nur solches alkoholfreies Bier trinken, dem der Alkohol nach der Gärung entzogen wurde. Denn dieses weist einen niedrigeren Zuckergehalt auf als jenes, bei dem der Gärprozess unterbrochen wurde.
Den Spruch "Bier auf Wein, das lass' sein – Wein auf Bier, das rat' ich dir" haben viele sicherlich schon einmal gehört. Dass die Reihenfolge des Konsums der Getränke irgendwelche Auswirkungen auf den Rausch oder den anschließenden Kater haben könnte, ist aber aus wissenschaftlicher Sicht nicht wahr.