Anaemia


Anaemia: schematische Übersicht zur Differenzierung der Anämien. [89]
© Urban & Fischer 2003 – Roche Lexikon Medizin, 5. Aufl.
1. | Anämie durch inadäquate Produktion bzw. ineffektive Erythropoese |
---|---|
1.1 | Mangel an Nährstoffen bzw. Hormonen |
1.1.1 | Eisenmangel |
1.1.2 | Vitamin-B12-Mangel |
1.1.3 | Folsäuremangel |
1.1.4 | Erythropoetinmangel (Nierenerkrankung) |
1.1.5 | Endokrinopathien (Unterfunktion von Hypophyse, Schilddrüse, Gonaden, Nebenniere) |
1.2 | Suppression oder Aplasie der Erythropoese |
1.2.1 | toxisch (Zytostatika, Alkohol) |
1.2.2 | Bestrahlung größerer Skelettabschnitte |
1.2.3 | aplastische Anämie, Fanconi-Anämie |
1.2.4 | isolierte aplastische Anämie = pure red cell aplasia |
1.2.5 | bei chronischen Erkrankungen (heterogene Pathogenese, z.T. Eisenverwertungsstörung, Verkürzung der Erythrozytenlebenszeit, zusätzlich Blutverluste):
|
1.3 | „Verdrängung“ der normalen Erythropoese |
1.3.1 | Knochenmetastasen solider Tumoren |
1.3.2 | akute Leukämien |
1.3.3 | myelodysplastische Syndrome (MDS) |
1.3.4 | chronische myeloproliferative Erkrankungen (CML, OMF/OMS) |
1.3.5 | Lymphome, Plasmozytom |
1.3.6 | Speicherkrankheiten, Knochenmarktuberkulose, andere Granulome |
1.4 | seltene hereditäre Anämieformen |
1.4.1 | kongenitale dyserythropoetische Anämien (CDA) |
1.4.2 | kongenitale sideroblastische Anämien |
2. | Anämie durch gesteigerten Abbau von Erythrozyten |
2.1 | extrakorpuskuläre Ursachen |
2.1.1 | autoimmunhämolytische Anämie
|
2.1.2 | direkte toxische Effekte (Malaria, Clostridien, M. Wilson, Vergiftungen) |
2.1.3 | mechanisch-hämolytische Anämie
|
2.2 | Erythrozytenmembrandefekte |
2.2.1 | paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie (PNH) |
2.2.2 | hereditäre Sphärozytose/Elliptozytose |
2.3 | biochemische Defekte des Erythrozyten |
2.3.1 | Störungen der Glykolyse u. des Hexosemonophosphat-Shunts (z.B. Pyruvatkinase-, GI-6-PDH-Mangel) |
2.3.2 | Hämoglobinvarianten
|
2.3.3 | Störung der Synthese von Hämoglobin (zusätzlich ineffektive Erythropoese): Thalassämien |
3. | Anämie durch Verlust von Erythrozyten |
3.1 | akute Blutung |
3.2 | chronische Blutung s.a. Eisenmangel |
4. | Verteilungsstörung |
4.1 | physiologische Schwangerschaftsanämie |
4.2 | Hypersplenismus |
Anaemia: Klassifikation der Anämien nach Ätiologie u. dem hauptsächlichen Entstehungsmechanismus. [101]
© Urban & Fischer 2003 – Roche Lexikon Medizin, 5. Aufl.
An|aemia
Synonyme: An|ämie; Blutarmut
Englischer Begriff: anemia
Verminderung der Hämoglobinkonzentration, des Hämatokrit bzw. der Erythrozytenzahl im Blut unter den unteren Normalwert einer vergleichbaren Bevölkerungsgruppe (Alter, Geschlecht). Diese Definition entspricht den praktischen Erfordernissen, dass die Begriffe Oligämie (Verminderung der Gesamtmenge der Erythrozyten) u. Oligochromämie (Verminderung des Gesamtblutvolumens), Oligozythämie (Verminderung der Gesamtmenge am Blutfarbstoff Hämoglobin) die methodisch schwieriger realisierbare Bestimmung des Gesamtblutvolumens zur Voraussetzung hätten. Pathophysiol.: Funktionell bedeutet das Vorliegen einer A. eine erniedrigte Sauerstoffkapazität des Blutes. Es handelt sich um ein Missverhältnis zwischen Bedarf an Erythrozyten bzw. Hämoglobin im peripheren Blut und der Bedarfsdeckung durch Nachlieferung aus der Knochenmarkproduktion, wobei das Defizit sowohl Hämoglobin als auch Erythrozyten betreffen kann. Einteilung der Anämieformen nach Ätiol. bzw. Pathogen. s. Tab. Die kardiozirkulatorischen Folgen werden im Wesentlichen durch die verminderte Viskosität des Blutes u. die Erhöhung des Herzzeitvolumens bestimmt, wobei Letzteres durch Erhöhung des Schlagvolumens erreicht wird. Diagn.: Anamnese u. körperlicher Befund; abgestuftes System von Laboruntersuchungen, wobei die Indizes von MCH u. MCHC Aussagen in Richtung hypo-, normo- oder hyperchrome A., die Feststellung des Volumens der Zellen (MCV) die Einteilung in mikro-, normo- u. makrozytäre A. und die Retikulozytenzahl Hinweise über aregeneratorische u. hyperregeneratorische Anämieformen erlauben. Auch Formabweichungen der Erythrozyten können pathognomonisch für bestimmte A. sein (z.B. Sichelzellenanämie). Grundsätzlich wird eine Abgrenzung einer sekundären A. als Symptom bei den verschiedensten Grundkrankheiten (u.a. Infektion, Tumoranämie) und der Anämie als Leitsymptom bei eigentlicher Störung der Erythrozytopoese versucht (primäre A.; s.a. Schema).
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