Choleramit Durchfällen u. Erbrechen einhergehende meldepflichtige Darmerkrankung, verursacht durch den spezifisch menschenpathogenen Erreger Vibrio cholerae, die primär den Dünndarm befällt. Ätiol.: Verbreitung: seit 1961 siebte Pandemie (beginnend in Südostasien), Ausbreitung in Afrika, Mittel- u. Südamerika. Letzte Epidemie 1991 in Peru. Übertragung durch kontaminierte Lebensmittel, meist Trinkwasser. Bis in jüngster Zeit galt der Mensch als einziges Reservoir. Gesunde Bakterienausscheider kommen vor, besonders bei Biotop eltor. Erreger sind Vibrio cholerae 01 mit Serotypen Ogawa u. Inaba, die sich jeweils in Biotyp (Biovar) eltor u. cholerae unterteilen. Seit 1993 Erkrankungen mit neuem Vibrio cholerae 0139 aufgetreten. Pathogen.: Am Ende der Inkubationszeit beginnen Organismen, Choleratoxin auszuscheiden, bestehend aus 5 B-Subunits, die A-Subunit einschließen. B-Subunits binden sich an Darmepithel, so dass A-Subunit in Zelle eindringt und irreversibel Adenylzyklase stimuliert, wodurch über zyklische AMP vermehrte Wasser- u. Elektrolytsekretion einsetzt. Die Infektion erfolgt fast nur peroral durch mit dem Kot ausgeschiedene Erreger, u. zwar entweder nach Kontakt von Mensch zu Mensch oder durch verunreinigtes Wasser und Nahrung. Die Inkubationszeit beträgt wenige Stunden bis Tage. Klinik: Im Mittelpunkt stehen der exzessive Wasser- u. Elektrolytverlust in Folge des unstillbaren Erbrechens u. der Durchfälle. Der klassische Verlauf hat drei Phasen: Stadium des Brechdurchfalls mit Leibschmerzen, häufigen dünnflüssigen Stühlen, die in mit Schleimflocken durchsetzte Entleerungen übergehen (Choleradiarrhö), Reiswasserstühle; Stadium des Kollapses (C. algida, C. asphyctica) mit Flüssigkeitsverarmung, Untertemperatur, Choleragesicht (typisch mit spitzer Nase, eingefallenen Wangen u. faltiger Haut) sowie Blutdruckabfall u. Tachykardie; Stadium der Reaktion: Rekonvaleszenz evtl. mit fieberhaften Rückfällen, oft als „Choleratyphoid“ mit Fieber, Benommenheit, Delirien, Koma, Exanthem u. oft mit Komplikationen wie Bronchopneumonie, Parotitis, Nephritis, Sepsis. Nicht alle Infizierten entwickeln die Krankheit, besonders bei Eltor-Cholera kommen klinisch leichtere Verläufe vor. Diagn.: Die Diagnose erfolgt bakteriologisch (Erregernachweis v.a. im Stuhl). Ther.: Ausgleich von Exsikkose u. Elektrolytverlust (intravenöse oder orale Rehydration), Antibiotika (Tetrazykline, alternativ Doxycyclin, Sulfonamid-Trimethoprim-Kombination). Prophyl.: Trinkwasser- u. persönliche Hygiene, Cholera-Schutzimpfung, Desinfektion, Abwasserbehandlung, Meldepflicht der Ausscheider. Progn.: unbehandelt hohe Letalität (bis 70%).