Contusio cerebri: Kontusionsblutung (Pfeil) im Marklager, rechts stärker als links. [488]
© Urban & Fischer 2003 – Roche Lexikon Medizin, 5. Aufl.
Contusio

gedeckte Hirnverletzung bei stumpfem Schädeltrauma. Lokalisation u. Ausmaß sind von Richtung u. Intensität der Gewalt und von ihrer Stoßachse abhängig. Die Gewebezertrümmerungen, Blutungen sowie die späteren Narben- oder Zystenbildungen finden sich am Ort der Gewalteinwirkung oder am Gegenpol (Contrecoup). Letztere oft stärker ausgeprägt. Pathologisch-anatomische Einteilung: hämorrhagische Prellungs- u. z.T. auch Quetschherde der Rinde (v.a. an der liquorpolsterarmen Hirnbasis, am Stirn- u. Schläfenlappen), zentrale Risse im Hirnmark u. Hirnstamm, Blutung (mit subarachnoidaler Ausbreitung als subarachnoidales Hämatom oder nur blutiger Liquor; s.a. Abb.); später auch Hirnödem u. – oft spaltförmige, den Windungen folgende – Hirnnekrosen (Schizogyrie). Klinik: zerebraler Schock, Bewusstlosigkeit (evtl. von einem „luziden Intervall“ [Bewusstseinsaufhellung] unterbrochen), motorische Unruhe, evtl. auch Herdsymptome durch primäre Schädigung, Streckkrämpfe, „zentrales“ Fieber, Kontusionspsychose, Korsakow-Syndrom, vegetative Störungen, retrograde Amnesie. Progn.: die Symptomatik im Allgemeinen mit Rückbildungstendenz, jedoch in schweren Fällen oft mit Ausgang in bleibende Hirnleistungsschwäche; häufig sind auch später noch nachweisbare Folgen wie neurologisches Defizit oder Hirnnarben im CT u. NMR; bei zunehmendem Hirndruck, z.B. durch Blutung, Hirnödem, kann es zu Compressio cerebri kommen (lebensbedrohliche Situation). Diagn.: EEG u. Computertomographie (Hämatomausschluss). Ther.: nach Hämatomausschluss Behandlung des begleitenden Hirnödems. Bei raumfordernden Schläfenlappenkontusionen ist wegen der Gefahr der intrakraniellen Drucksteigerung mit tentorieller Herniation (akutes Mittelhirnsyndrom) die Operation (temporale bzw. frontotemporale Trepanation) mit Absaugung der Trümmerherde oder Teilresektion der Temporal- oder des Frontallappens indiziert.