Nierentransplantation. [400]
© Urban & Fischer 2003 – Roche Lexikon Medizin, 5. Aufl.


Übertragung einer Niere bei terminaler Niereninsuffizienz bzw. Verlust beider Nieren. Voraussetzungen sind eine AB0-Blutgruppenübereinstimmung bzw. -verträglichkeit u. eine möglichst vollständige Übereinstimmung der HLA-Merkmale von Spender u. Empfänger (Histokompatibilitätsantigene; s.a. HLA-System). Geschichte: erstmals im Tierversuch 1902 von Ullmann; am Menschen 1934 von Vorony in Cherson (Ukraine), erste erfolgreiche N. von Mensch zu Mensch: Murray, Merrill u. Mitarbeiter in Boston 1954 (eineiige Zwillinge). Formen: isologe Transplantation (zwischen monozygoten, also eineiigen Zwillingen; beste Erfolgsaussichten), homologe Transplantation (zwischen genetisch verschiedenen Individuen der gleichen Art, d.h. von Mensch zu Mensch), a) von Lebendspendern, b) von menschlichen Leichen (95% der N. in Mitteleuropa). Kontraind.: akute u. aktive Infektionen, nicht sanierbare chron. Entzündungen, metastasierende Malignome, HIV-Infektion, schwere Herz- oder Pulmonalinsuffizienz, Drogenabusus, generalisierte Angiosklerose, periphere arterielle Verschlusskrankheit. Durchführung: Einpflanzung retroperitoneal in die zur Spenderseite kontralaterale Fossa iliaca; die Blutgefäße der Spenderniere werden gewöhnlich beim Empfänger mit der A. iliaca interna (End-End) u. der V. iliaca externa (End-Seit), der Harnleiter mit der Harnblase anastomosiert (s. Abb.). Die eigenen Nieren werden meist belassen; Ausnahmen z.B. große Zystennieren mit Komplik., therapieresistente Hypertonie, vesikoureteraler Reflux, Nierensteine. Postoperative Ther.: zur Vermeidung der Rejektion Immunsuppression (Triple-Drug-Therapie mit Azathioprin, Ciclosporin A u. Prednisonderivaten); Infektions- u. Thromboseprophylaxe. Kompl.: akute u. chron. Abstoßung, akute Tubulusnekrose, Ciclosporinschaden, Harnabflussstörung, Organperfusionsstörung (Transplantatgefäßstenosen), akute bakterielle, Pilz- oder CMV-Infektion. Progn.: Transplantationsüberlebensrate nach 3 Jahren in Abhängigkeit vom Ausmaß der Histokompatibilität zwischen 50 u. 95%. Wird das Transplantat durch Rejektion funktionslos, so erfolgen die operative Entfernung u. Wiederaufnahme der Dialysetherapie. Eine Zweittransplantation ist möglich.