Verschiedene Öle für Ölziehen
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Ölziehen – welches Öl, wie lange & wie oft? Eine Anleitung!

Von: Nadja Annerl (geb. Weber) (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 06.01.2023 - 11:12 Uhr

Ölziehen liegt im Trend und viele Menschen berichten von positiven Erfahrungen, auch wenn die Wirksamkeit des Ölziehens umstritten ist. Wer es dennoch ausprobieren möchte, sollte verschiedene Dinge beachten. Die Wahl des Öls beziehungsweise der Ölmischung und besonders die Dauer der Anwendung sind wichtige Faktoren. Welches Öl ist geeignet und wie lange und wie oft sollte die Methode angewendet werden? Hier finden Sie nicht nur eine hilfreiche Anleitung, mit der Sie die Heilmethode Schritt für Schritt durchführen können, sondern auch Antworten auf die häufigsten Fragen.

Wie geht Ölziehen richtig? Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung!

Wer Ölziehen ausprobieren möchte, sollte folgendermaßen vorgehen:

  1. Die Vorbereitung: Die Anwendung sollte immer morgens und auf nüchternen Magen stattfinden. Es ist ratsam, vorher keine Flüssigkeit zu trinken, da sonst die über Nacht im Mund angesammelten Gifte wieder in den Körperkreislauf geraten. Es kann aber der Mund mit etwas Wasser ausgespült werden. Häufig wird auch empfohlen, die Zunge vorher mit einem Zungenschaber zu reinigen. Wer eine Prothese trägt, sollte diese vor dem Ölziehen herausnehmen.
  2. Mund auf, Öl rein: Nun nimmt man einen Esslöffel Öl in den Mund. Manche mischen dem Öl etwas Zitronensaft hinzu, um es schmackhafter zu machen.
  3. Ziehen, saugen, kauen: Ist das Öl im Mund, bewegt man es für ungefähr 20 Minuten zwischen den Backenseiten hin und her. Dabei sollte das Öl auch durch die Zahnzwischenräume gedrückt und wieder zurückgesaugt werden. Eine kurze Pause zwischendrin sorgt dafür, dass das Öl in die Schleimhäute einwirken kann. Achtung: Auf keinen Fall das Öl gurgeln oder schlucken! Im Öl sollen durch das Spülen Giftstoffe gelöst sein, die dem Körper durch das Ölziehen entzogen werden sollen. Runterschlucken wäre hier also kontraproduktiv. Halten Sie Ihren Kopf daher während der Anwendung am besten vornübergebeugt über das Waschbecken.
  4. Ausspucken: Zum Ende hin wird das Öl dünnflüssiger, da es emulgiert. Es hat nun eine weißliche Farbe und kann ausgespuckt werden. Am besten spuckt man es in ein Papierküchentuch und entsorgt es über den Hausmüll. So gelangen Öl und Giftstoffe nicht in den Wasserkreislauf, das Waschbecken bleibt sauber und die Rohre verstopfen nicht.
  5. Ausspülen: Im Anschluss wird der Mund mit Wasser gut ausgespült, um Ölreste aus dem Mund zu entfernen. Auch hierbei sollte das Wasser ausgespuckt und nicht geschluckt werden.
  6. Zähne putzen: Ölziehen ersetzt nicht das tägliche Zähneputzen. Daher sollte man nach der Anwendung wie gewohnt seine Zähne putzen und reinigen.

Schwierigkeiten beim Ölziehen

Wie bei vielen Dingen ist die richtige Anwendung eine Sache der Übung. Wer nicht direkt einen ganzen Esslöffel Öl für 20 Minuten in den Mund nehmen möchte, kann auch mit einem Teelöffel Öl und mit fünf oder zehn Minuten beginnen und Dauer und Menge dann nach und nach steigern.

Gerade am Anfang kann es auch sein, dass man das Öl schon nach wenigen Minuten wieder ausspucken möchte. Auch diesbezüglich kann man sich langsam steigern oder einfach mit einem neuen Löffel Öl beginnen. Manchmal wird der regelmäßige Wechsel des Öls sogar empfohlen, damit die Giftstoffe nicht zu lange im Mund behalten werden.

Sollten Sie Amalgam-Füllungen in den Zähnen haben, fragen Sie am besten zuerst Ihre*n Zahnärztin*Zahnarzt, ob Ölziehen für Sie infrage kommt. Denn heiße und säurehaltige Flüssigkeiten und auch Kaugummikauen könnten das giftige Quecksilber aus der Amalgam-Füllung lösen. Hierbei besteht die Gefahr, dass das Öl das gelöste Quecksilber nicht vollständig binden kann und dieses so über die Mundschleimhaut in den Körper wandert.

Bei gut sitzenden Kronen und Brücken sind hingegen keine negativen Effekte des Ölziehens bekannt, eine vorherige zahnärztliche Abklärung ist aber ratsam.

Wann sollte man Ölziehen – vor oder nach dem Zähneputzen?

Am besten macht man das Ölziehen gleich morgens nach dem Aufstehen und vor dem Frühstück und dem Zähneputzen. Denn über Nacht versucht der Organismus, sich von Schadstoffen zu befreien. Gerade im Mundbereich sammeln sich dann vermehrt solche Stoffe an.

Auch wenn die Anwendung zu anderen Zeiten erfolgt, gilt: Immer auf nüchternen Magen vor den Mahlzeiten. Unter diesen Bedingungen soll der Heilungsprozess besonders effektiv sein.

Wie oft sollte man Ölziehen?

Einmal täglich am Morgen gilt als ausreichend. Bei Bedarf, wie etwa bei akuten oder chronische Beschwerden oder im Rahmen einer Kur, kann das Ölziehen noch einmal mittags oder vor dem Schlafengehen angewendet werden.

Wie lange sollte das Ölziehen dauern?

Im Idealfall soll das Ölziehen 20 Minuten dauern. So lange braucht das Öl, um in die einzelnen Lücken zwischen den Zähnen einzusickern und die Bakterien dort zu eliminieren.

Möchte man eine Ölziehkur durchführen, findet man Empfehlungen für eine Dauer von zwei Wochen bis zu drei Monaten. Für akute Beschwerden reichen beispielsweise schon drei bis vier Wochen aus, während bei chronischen Beschwerden ein längerer Zeitraum nötig ist. Nach einer Kur kann man das Ölziehen auch immer wieder mal an mindestens drei aufeinanderfolgenden Tagen durchführen.

Welches Öl eignet sich zum Ölziehen?

Zum Ölziehen empfehlen sich kalt gepresste Bio-Öle wie Sonnenblumenöl, Sesamöl, Leinöl, Kokosöl oder Olivenöl. Jedes Öl hat seine Vor- und Nachteile. Im Ayurveda wird meist Sesamöl verwendet, moderne Heilpraktiker*innen empfehlen gerne Kokosöl. Manche Menschen bevorzugen es, sich selbst eine Mischung herzustellen. Wir geben einen nützlichen Überblick:

  • Kokosöl: Natives Kokosöl eignet sich nicht nur wegen seines angenehmen Geschmacks zum Ölziehen. Es hat darüber hinaus auch antibakterielle Eigenschaften und ist daher besonders gut für die Mundflora. Kokosöl ist auch deshalb zum Ölziehen so beliebt, weil es in sehr hoher Qualität erhältlich ist.
  • Sonnenblumenöl: Das ursprüngliche Ölziehen-Verfahren aus Russland sieht natives Sonnenblumenöl vor. Das Öl ist günstig im Einkauf und für viele geschmacklich angenehm. Doch werden gerade beim Sonnenblumenöl häufig qualitativ minderwertige Öle verkauft. Daher sollte man besonders auf einen vertrauenswürdigen Hersteller achten.
  • Sesamöl: Im Ayurveda wird meist geröstetes Sesamöl verwendet. Moderne Methoden weisen jedoch darauf hin, dass das Öl kalt gepresst sein sollte, da es dann geschmacklich recht neutral ist und der Geschmack beigemischter ätherischer Öle stärker hervorkommt. Sesamöl kann speziell bei Zahnfleischentzündungen und Parodontose helfen, da es entzündungshemmend wirkt.
  • Leinöl: Im Mund- und Rachenraum soll dieses Öl besonders heilend wirken. In der antiken Medizin wurde Leinöl daher unter anderem bei Asthma, Husten, Bronchitis und Heiserkeit eingesetzt. Geschmacklich ist es eher herb und kann daher in einem Verhältnis von 1:1 mit Sonnenblumenöl gemischt werden. Zu beachten ist zudem, dass Leinöl nach Anbruch nur für kurze Zeit haltbar ist und daher im Kühlschrank aufbewahrt werden sollte.
  • Schwarzkümmelöl: Dieses Öl besteht vor allem aus ungesättigten Fettsäuren, ätherischen Ölen und weiteren wirkungsvollen Substanzen. Insbesondere in den ätherischen Ölen ist viel Thymochinon enthalten, das in großen Mengen zwar giftig sein, in geringen Mengen jedoch lindernd auf allergische Reaktionen wirken kann.
  • Weizenkeimöl: Aufgrund seiner zellerneuernden Wirkung eignet sich Weizenkeimöl besonders zur Wund- und Narbenheilung und bietet sich so nach Operationen im Mundbereich an. Halten Sie jedoch vorher ärztliche Rücksprache, wann nach dem Eingriff mit dem Ölziehen begonnen werden darf. Das Öl kann zudem den Stoffwechsel des Bindegewebes verbessern. Allerdings ist auch Weizenkeimöl wegen seines hohen Anteils an ungesättigten Fettsäuren nicht lange haltbar und sollte daher nur in kleinen Mengen gekauft werden.
  • Olivenöl: Sehr wichtig ist hierbei, dass zum Ölziehen ausschließlich kalt gepresstes, natives Olivenöl benutzt wird. Es wird zum Beispiel besonders gegen Mundgeruch und bei einem erhöhten Cholesterinspiegel empfohlen.

Ätherische Öle gegen spezielle Beschwerden

Bei bestimmten Beschwerden kann man dem Öl auch ätherische Öle beifügen, welche jedoch zu 100 Prozent naturrein und als Lebensmittel zugelassen sein müssen:

  • Anis und Fenchel helfen gegen Atemwegsbeschwerden.
  • Lavendel mildert Nervosität und entspannt.
  • Pfefferminze wirkt gegen Kopfschmerzen.
  • Rosmarin regt den Kreislauf an und belebt. Menschen mit Bluthochdruck sollten dieses ätherische Öl also nicht verwenden.
  • Teebaumöl desinfiziert und kann daher bei Entzündungen hilfreich sein.

Tipp: Wollen Sie Ihr Mundziehöl selber machen, bereiten Sie im Vorfeld eine größere Mischung des Basisöls mit den ätherischen Ölen vor. Für eine Menge von 100 Milliliter Öl reichen drei bis fünf Tropfen des ätherischen Öls. Für eine Menge von 500 Milliliter verwendet man 12 bis 15 Tropfen des jeweiligen Öls.

Alternativ kann man ein spezielles Mundöl zum Ölziehen verwenden. Das hat den Vorteil, dass es bereits ätherische Öle enthält.

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